Film zeigt jüdische Schicksale
Filmkreis hat Dokumentation über Opfer des Holocaust und die Historie des jüdischen Friedhofs gedreht.
Dort, wo heute die Stadthalle steht, befand sich einst das Wohnhaus der jüdischen Kaufmannsfamilie Meyer. Als sie mit Vater Bernhard, Mutter Emmy und ihrer großen Schwester Erika von den Nazi-Schergen 1941 nach Riga deportiert wurde, war Helga Meyer gerade einmal zehn Jahre alt, im KZ Stutthoff verliert sich ihre Spur. Wie ihre Eltern starb sie im Konzentrationslager, nur Schwester Erika hat den Holocaust überlebt. Das Schicksal der Meyers und anderer Langenfelder Juden hat der Filmkreis der Volkshochschule in einer zweiteiligen Dokumentation aufgegriffen. Zweites Thema ist der alte jüdische Friedhof an der Klosterstraße in Richrath.
„Was Juden auch aus Langenfeld in der Zeit des Nationalsozialismus angetan wurde, ist erschütternd“, sagt Filmkreis-Leiter Max Heribert Gierlichs (75). „Je mehr wir uns in das Thema und die einzelnen Schicksale vertieften, um so stärker wurden wir emotional berührt.“ Mit seinen etwa zehn Mitstreitern stützte sich Gierlichs bei dem etwa halbstündigen Werk mit dem Titel „Verblassende Spuren“ auf die langjährige Forschungsarbeit des pensionierten Schulrektors Günter Schmitz. „Ohne sein Fachwissen und das von ihm zur Verfügung gestellte Bildmaterial wäre unser Projekt kaum zustande gekommen.“
Dank dieser Zuarbeit erweiterten die Hobbyfilmer ihr ursprüngliches Ansinnen, sich nur mit dem im 18. Jahrhundert angelegten historischen Friedhof zu beschäftigen. „Das Problem bei der Verfilmung der Lebensgeschichten bestand darin, dass wir keine originalen Bewegtbilder und auch nur relativ wenig Fotomaterial hatten.“ Neben mehreren Kameraleuten und Sprechern leisteten daher auch die mit Animation erfahrenen Mitglieder des Filmkreises einen wichtigen Beitrag. „Außerdem haben wir vor laufender Kamera Zeitzeugen interviewt.“ So erzählt etwa die im vergangenen Sommer gestorbene Erika Keisinger-Monjau über Einkäufe im damaligen Warenhaus Meyer.
Günter Schmitz hat sich das Gesamtwerk bereits angesehen und gibt das Lob zurück: „Es ist diesem Team wirklich gut gelungen, auf lebendige Weise Geschichte zu erzählen. Natürlich sind es nur Auszüge.“ Dennoch bekomme der Zuschauer einen Eindruck von diesem schlimmen Teil der Langenfelder Vergangenheit und dem Schicksal der von hier verschleppten und umgebrachten Menschen. Schmitz will demnächst seine jahrzehntelange Forschungsarbeit über Juden in Langenfeld und Monheim in einem eigenen Buch veröffentlichen.
Etwa 15 Minuten lang ist in der zweigeteilten Dokumentation der Beitrag „Eingebettet in das Bündel des Lebens“ über den Friedhof an der Klosterstraße. Gierlichs: „Der Düsseldorfer Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky gibt darin einen Einblick in die jüdischen Begräbnisrituale.“
Nach der Uraufführung am 15. März soll die Dokumentation in absehbarer Zeit als DVD erhältlich sein.