Flüchtlingshilfe erhebt schwere Vorwürfe
War die Tat vom Fahlerweg eine Messerattacke auf einen Christen? Die Stadt Langenfeld sagt: „Wir kümmern uns genug.“
Langenfeld. Zweieinhalb Wochen nach der Bluttat in einem Flüchtlingshaus am Fahlerweg geht es dem 32-jährigen S. laut Flüchtlingshilfe Langenfeld „körperlich wieder gut“. Allerdings sei der Iraner nach seinem Eindruck schwer traumatisiert, sagte jetzt Torsten Fuhrmann, Vorsitzender der Flüchtlingshilfe. Deshalb habe er ihn in die LVR-Klinik gebracht. Zugleich wirft Fuhrmann den Ordnungsbehörden vor, den Fall herunterzuspielen — so wie die Konflikte unter Asylbewerbern in Langenfeld insgesamt. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück.
Laut Fuhrmann und Hans-Joachim Jommersbach, der sich ebenfalls ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiert, erlitt der Iraner am 23. Juli unter anderem Schnittverletzungen am Hals. Vorausgegangen sei nicht irgendein Streit zwischen zwei Männern, sondern eine gezielte Messer-Attacke auf S., weil er sich als Christ zu erkennen gegeben habe. So schildere es das Opfer, und Fuhrmann wie auch Jommersbach halten diese Schilderung für glaubwürdig.
Demnach habe S. an jenem Sonntag nach dem Kirchgang entgegen seiner Gewohnheit seine Halskette mit Kreuz anbehalten. In dem für Flüchtlinge eingerichteten Wohnhaus sei es dann zum Streit mit einem der fünf Mitbewohner gekommen: Ein Iraker (29) sei S. in dem engen Flur mit etwa diesen Worten angegangen: „Du bist Moslem, du darfst nicht Christ werden, deshalb schneide ich dir den Kopf ab.“
Auch die Polizei ging unmittelbar nach der Tat von einem „versuchten Tötungsdelikt“ aus, stufte ihren Verdacht nach kurzen Ermittlungen der Mordkommission jedoch auf „Gefährliche Körperverletzung“ herunter. Zu den zitierten Schilderungen macht die Polizei „aus ermittlungstaktischen Gründen“ keine Angaben. Laut Polizeisprecherin Nicole Rehmann handelt es sich aufgrund von Sprachproblemen um ein „sehr schwieriges Ermittlungsverfahren“.
Der mutmaßliche Täter soll bereits vor der Bluttat gewalttätig gewesen sein. Er wohnt jetzt allein in dem Haus am Fahlerweg. „Wir haben eine schwangere Frau mit Kindern in einer anderen Unterkunft untergebracht“, sagte die städtische Beigeordnete Marion Prell gestern. Das Haus ist für bis zu 13 Personen ausgelegt.
Flüchtlingshelfer Fuhrmann fordert, dem Gewaltpotenzial in den Unterkünften durch den verstärkten Einsatz von Sozialarbeitern zu begegnen. „Immer wieder“ komme es zu Streitereien und Straftaten. „Diesen Konflikten stehen die Stadt Langenfeld, ihre Ordnungsbehörden sowie auch die Polizei hilflos gegenüber“, erklärt Fuhrmann.
Rathaus-Vizechefin Marion Prell stellt „Konflikte nicht in Abrede“, weist aber den „Eindruck, niemand kümmere sich beziehungsweise die Behörden seien überfordert“, zurück. Die Hausmeister der Unterkünfte stünden nicht nur in einem intensiven Kontakt mit den derzeit rund 700 Asylbewerbern, sondern auch mit dem Integrationsbüro und den beteiligten Ämtern, um etwaige Probleme zu lösen. Zudem würden die Asylbewerber nach Ethnien, Religion und sonstigen Konfliktpotenzialen getrennt untergebracht.
Dies schlage sich auch in der Statistik der Polizei nieder, die Langenfeld keine Auffälligkeiten in Sachen Asylbewerberkriminalität attestiert.