Gläubige wiederholen Konfirmation
17 Langenfelder erinnern sich. Sie wiederholen die Zeremonie nach 50, 60 und 70 Jahren in der Erlöser Kirche in der Hardt.
Langenfeld. Kurt Hannenborn ist enttäuscht: Nur acht der 42 Mädchen und Jungen, die 1967 mit ihm gemeinsam zur Konfirmation gegangen sind, haben heute nach 50 und 60 Jahren Interesse daran, ihr Bekenntnis in der Erlöserkirche zu erneuern. „Wie stark die Gruppe damals doch war“, sagt er ein bisschen traurig. „Das Interesse an der Kirche und an Ritualen ist heute kaum noch vorhanden“, pflichtet Pfarrerin Angela Schiller-Meyer von der evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld bei. „In manchen Gemeinden gibt es gar keine Anmeldungen mehr zu Gold- oder Diamantenen Konfirmation.“ Viele sind mittlerweile aus der Kirche ausgetreten. Andere sind weggezogen oder auch schon gestorben.
Doch die 17 Interessenten, die heute die Goldene oder Diamantene Konfirmation (60 Jahre) feiern, sitzen ein paar Wochen vorher zusammen im Gemeindehaus in der Hardt mit der Pfarrerin und schwelgen in Erinnerungen. Streng sei er damals gewesen, der Pastor Lauer, sagen sie. Jede Woche hätten sie zum Unterricht ein neues Lied mit allen Strophen auswendig lernen müssen. Doch geschadet habe ihnen das nicht. Es sei ein gutes Fundament zum Auswendiglernen gewesen. Und die gemeinsamen Freizeiten mit der Kirche, die seien sehr sehr schön gewesen — auch mit dem strengen Pfarrer.
Edith Walczak ist die Älteste unter den Jubel-Konfirmanden. Vor 70 Jahren wurde sie in ihrem Heimatort, in Johannesburg (Pisz) in Masuren, konfirmiert. Edith Walczak, die seit der 70er Jahre in Langenfeld lebt, ist ein Genie. Trotz ihrer 84 Jahre hat sie sämtliche Daten der Konfirmationen von Kindern und Enkeln im Kopf. „Ich bin so ein Zahlenfreak“, sagt die alte Dame, die 21 Jahre bei Bayer als kaufmännische Angestellte mit Zahlen jonglierte.
Von ihren drei Kindern lebt leider nur noch die Tochter Gudrun Gräter in Baumberg. Sie wurde am 12. August 1974 in Leverkusen-Rheindorf in der Paul-Gerhard-Kirche konfirmiert. Der Enkel Marvin ging 2011 zur Konfirmation. Nach seinem Abitur legt er jetzt ein Sabbatjahr ein und ist drei Monate nach China gegangen und studiert dort an einer Judo-Akademie. Es erstaunt nicht, dass die super organisierte Jubelkonfirmandin die Konfirmationsbilder dreier Generationen sofort zur Hand hat und zum Abdruck zur Verfügung stellt.
Auch andere erinnern sich, an ihre Jugend und zum Beispiel ihren „Konfi-Spruch“, wie Gabriele Schönfuß: „Fürchte dich nicht“, zitiert sie. „Der Spruch hat mich durch mein ganzes Leben begleitet.“ Aber auch andere Dinge tauchen wieder auf: zum Beispiel, dass man sich damals schick machen durfte für den Unterricht und „Perlonstrümpfe und hohe Hacken anziehen durfte“, erzählt Schönfuß schwärmerisch. „Mit 14 durfte man ja sonst nix.“ Und als Geschenk zur Feier gab es ein „eigenes kleines Gesangbuch mit goldener Schrift“.
Die Befürchtung der Jubel-Konfirmanden, sie müssten Gesang und Gebete auswendig sprechen, kann Schiller-Meyer schnell zerstreuen: „Wir haben alle den Text in der Hand.“ Heute lebt für die älteren Mitbürger während der Zeremonie in der Kirche ein Stückchen Vergangenheit auf — mit wohlbekannten Liedern wie „Ein feste Burg“, „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ und „Nun danket all und bringet Ehr“. Und auch das Abendmahl wollen die 17 Teilnehmer erneut erleben. Und sich erinnern.