Grüne: Aus Flüchtlingen sollen normale Mieter werden
Vorschlag: Die Stadt soll den Verkauf des Übergangsheims am Winkelsweg und die Unterbringung in Wohnungen prüfen.
Langenfeld. Ob es an verschärften Asylbestimmungen oder weniger Krisenherden liegt, mag dahin gestellt bleiben. Fest steht, die Zahl der Flüchtlinge, denen die Stadt ein Dach über dem Kopf bietet, nimmt seit vier Jahren stetig ab. 2003 wohnten in den Unterkünften noch 255 Asylbewerber, Ende 2005 waren es 108, und derzeit sind es 77Menschen.
40 von ihnen sehen am Winkelsweg der Entscheidung über ihr Bleiberecht entgegen. Damit ist das Übergangsheim nur zu etwas mehr als die Hälfte belegt. 70Menschen könnten dort aufgenommen werden. Erst Anfang 2006 wurde der Standort durch die Umsetzung von 16 Wohncontainern von der Bahnhofstraße erweitert. Das und die Komplett-Renovierung samt der dort stehen gebliebenen Baracke kostete 369000Euro. Im zweiten Asylbewerberheim an der Kölner Straße stehen noch mehr Zimmer leer. Dort könnten theoretisch 140 Menschen wohnen.
"Die geringe Belegung der Wohncontainer am Winkelsweg machen diese Gebäude unwirtschaftlich", meint Helmut Konrad, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Außerdem lasse sich die Integration von Asylbewerbern besser in einer Wohnumgebung als in einem Gewerbegebeiet erreichen. Die Grünen wollen die Verwaltung deshalb in der Ratssitzung am Dienstag (18 Uhr, Rathaus, Bürgersaal) beauftragen, den Verkauf des Grundstücks Winkelsweg/Ecke Industriestraße und die Unterbringung der dort lebenden Flüchtlinge in Wohnungen zu prüfen.
Für 2008 rechnet die Stadt damit, dass sie der Unterhalt der Übergangsheime über 266000Euro kosten wird. Gut 95000Euro entfallen auf den Winkelsweg. "Die Unterbringung eines Flüchtlings in einem 16Quadratmeter großen Zimmer kostet 300Euro pro Monat. Die Stadt muss sich fragen lassen, ob diese enormen Kosten gegenüber dem Steuerzahler zu verantworten sind", sagt Gerti Laßmann. Die Stadt würde bei der Anmietung von Wohnungen in Langenfeld unterm Strich noch Gewinn machen, ist sich die Sachkundige Bürgerin der Grünen sicher. Sie engagiert sich seit Jahren für eine bessere Wohnqualität für Asylsuchende.
"Ich bin erstaunt, dass dieser Antrag nicht im Fachausschuss gestellt wurde. Die Notwendigkeit noch in diesem Jahr zu entscheiden, sehe ich nicht", reagiert Marion Prell, Beigeordnete und Fachbereichsleiterin Soziales, auf das Ansinnen der Grünen. "Das Gesetz zwingt uns dazu, Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen", bezieht Prell inhaltlich Position. Flüchtlinge hätten keinen Anspruch auf öffentlich geförderten Wohnraum. "Und auf dem normalen Wohnungsmarkt sehe ich erst recht keine Chance", so Prell.
Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht, das wird besonders in der Adventszeit zur Verpflichtung. Alle Jahre wieder erinnern uns die Grünen daran, dass die in Langenfeld lebenden Asylbewerber unsere Hilfe brauchen. Mal in Form von Anträgen für Beihilfen zum Fest, jetzt mit dem Vorschlag, das Heim am Winkelsweg zu vermarkten und stattdessen aus Flüchtlingen Mieter zu machen. Das hört sich gut an, scheitert aber in der Praxis am geltenden Recht. Und das ist auch in Langenfeld nicht zu ändern.