Hilden: Alu, Stein und Eisen bricht
Nach dem Ende der Asbest-Sanierung hat am Montag der Abriss der alten Hauptstelle an der Mittelstraße begonnen.
Hilden. Das Ende der alten Sparkassen-Hauptstelle an der Mittelstraße rückt näher. Bisher waren die am 1. September begonnenen Abrissarbeiten nur zu hören, seit Montag ist das Werk des Viersener Abrissunternehmens Prangenberg und Zaum auch sichtbar: An der Bismarckstraße hat ein 55 Tonnen-Bagger eine erste klaffende Wunde in die Fassade gerissen.
Von dort wird er sich nach und nach in Richtung Ellen-Wiederhold-Platz durch das Gebäude fressen. Mitte nächster Woche wird das Spektakel dann auch von der Mittelstraße aus zu sehen sein, denn so lange bleibt die ausgehöhlte Fassade noch stehen. Zuletzt sind dann die beiden Treppenhaus-Türme an der Reihe, die ab der zweiten Dezember-Woche angegangen werden.
Diese letzten Überbleibsel werden spätestens Ende Januar verschwunden sein. Dann rückt das Abrissunternehmen ab und überlässt den Neubau-Herren das Feld. Die beginnen aber bereits Mitte Januar mit den vorbereitenden Arbeiten, damit die Sparkasse und ihr Untermieter (Peek& Cloppenburg) zum 1. Oktober 2010 die offizielle Eröffnung feiern können.
Außer gähnender Leere ist im Inneren des Gebäudes kaum noch etwas zu sehen. 8000 Kubikmeter umbauter Raum sind sehr, sehr viel - wenn keine Zwischenwände oder Mobiliar den Blick mehr verstellen. Alles ist raus. Türen, Fensterbänke, Innenverkleidung und selbst der Teppich sind verschwunden.
In der ehemaligen Schalterhalle im Erdgeschoss versperrt nichts mehr den Durchblick von der Mittelstraße zum Itterufer. Leer geräumt ist auch die Vorstandsetage darüber. Nur die Zwischendecken sind übrig geblieben. Und die Naturschiefer-Kunstwerke an beiden Treppenhäusern.
Die hätte der Museums- und Heimatverein gern für die Nachwelt gesichert. Aber "das ist an den Kosten gescheitert", so Uwe Scheib, Leiter der Privat- und Geschäftskundenbetreuung bei der Sparkasse.
"Einen hohen sechsstelligen Betrag" zahlt die Sparkasse laut Sparkassen-Abteilungsleiter Oliver Radulovic an das Abrissunternehmen. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Gesamtkosten, die bei rund 20 Millionen Euro liegen. Dafür entsorgt das Unternehmen auch die mit Asbest belastete Inneneinrichtung auf Sondermülldeponien. Und auch das, was jetzt noch steht - vor allem Metall, Stahlbeton und Glas - wird in Viersen recycelt.
Der Düsseldorfer Gutachter Harald Grüning, dessen Grüning Consulting GmbH die Abbrucharbeiten überwacht, spricht deshalb auch nicht von Abriss, sondern von einem "geordneten Rückbau". Und der hat in diesem Fall eine ungewöhnlich anmutende Richtung: von innen nach außen und von unten nach oben. Verantwortlich dafür ist die Bauweise der 1972 errichteten Hauptstelle. "Die Konstruktion des Gebäudes gleicht einer Eisenbahnbrücke", sagt Grüning.
Eine Eisenbahnbrücke mitten in der Fußgängerzone? Des Rätsels Lösung sind die beiden Treppenhaus-Türme: Ganz oben, 23 Meter über dem Erdboden, sind sie durch zwei tonnenschwere Stahlträger verbunden, an denen alle Stockwerke darunter aufgehängt sind. Würden der Rückbau dort beginnen, würde alles andere wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
Das käme dem auch mit Gebäudesprengungen vertrauten Abrissunternehmen zwar entgegen, geht aber aus Sicherheitsgründen nicht. Das Extrablatt und das Rathaus stehen zu nah am Gebäude. Deswegen ist auch eine Sprengung nicht möglich.
Für alle Fragen rund um den Abriss hat das beauftragte Gutachter-Büro eine Hotline eingerichtet: 0176/96831058 (montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr). Der Baufortschritt kann zudem über eine auf dem Rathaus installierte Webcam verfolgt werden.