Hilden: Die 107. Majestät ist weiblich
Brauchtum: Mit Nadine Kubitzek schießt sich erstmals eine Frau an die Spitze der Jägerhofer Schützen.
Hilden. Seit dem frühen Nachmittag reißen die permanenten Schussgeräusche nicht mehr ab. Im Minutentakt sind sie laut und deutlich zu hören. In der Schießsportanlage Jägerhof, Hochdahlerstraße 401, nimmt die Spannung beim 107. Schützenfest immer mehr zu. Denn 35 Schützen, davon fünf weibliche Kandidatinnen, haben am Samstag mit einem Kleinkaliber auf einen Holzklotz geschossen. Nur wenn er fällt, erfüllt sich für einen Schützen die Hoffnung auf den ersehnten Titel des Schützenkönigs.
"Das Schießen kann noch bis 10 Uhr nachts gehen", sagt Pressesprecherin Ute Buxel. Das hätte schon immer so lange gedauert, sagt sie. Doch an diesem Tag erreicht das Wettschießen seinen Höhepunkt bereits um 20 Uhr, als Nadine Kubitzek den entscheidenden Schuss abgibt. "Ich war ganz erstaunt, als ich bemerkt habe, dass ich den Klotz heruntergeholt hatte", erzählt die Schützin etwas ungläubig über ihren Sieg.
Nach erschöpfenden 322Schüssen steht die Siegerin fest und prägt somit einen historischen Augenblick für den Jägerhof. Die 28-Jährige mit ihren langen, blonden Haaren ist seit der Gründung des Vereins im Jahre1903 die erste Frau, die den Titel der Schützenkönigin erhalten hat. Erst im vergangenen Jahr konnten erstmals auch Frauen um den Titel schießen. Doch damals hatte sie nicht so viel Glück.
"Ich wusste im ersten Moment gar nicht, ob ich lachen oder weinen sollte", sagt Kubitzek ganz aufgelöst, während sie noch auf ihren Sieg zurückblickt. Als Mitarbeiterin in einer Produktionsfirma hat die 28-Jährige sonst nichts mit Schießen am Hut und kann den Trubel um sie herum noch gar nicht fassen. Den passenden König hat die Mutter eines Kindes auch: ihren Lebensgefährte Marc Großjung (39).
Sie lösen das bis Sonntag amtierende Königspaar Alexander Heyer und Christina Schauch auf dem Thron ab. Aber auch ein Prinz wird am Abend ermittelt. Der 19-jährige Jan Hofmeier ist erst seit drei Monaten Mitglied im Schützenverein und darf sich bereits als echter Prinz bezeichnen. Der ausgebildete Elektrotechniker ist über seinen Sieg ebenfalls sehr überrascht. "Es ist schön gewonnen zu haben", sagt er. Nun wird er, wie es sich für den Hofadel gehört, den Schützenverein auf Stadtfesten angemessen repräsentieren. "Darauf freue ich mich besonders, weil ich die Feste immer am besten fand", sagt er lächelnd.
"Wir haben dieses Jahr eine sehr gute Jugend", sagt Buxel stolz. Die Jungen und Mädchen seien sehr engagiert im Verein. Neben dem Schießen für den Königs- und Prinzentitel erringt Udo Buxel, Ehemann der Pressesprecherin, den ersten Platz beim vereinsinternen Preisschießen. Das Bürgerklotzschießen für Jedermann hat Holger Rohleder gewonnen.