Hilden: Die Kinder werden fitter

Das Sport- und Bewegungsmodell der Stadt Hilden hat positive Auswirkungen.

Hilden. "Sebastian ist sehr stämmig und hinkt bei der Motorik hinterher." Das sagt Tanja Hauscheid über ihren elfjährigen Sohn. Als er vor zwei Jahren als Zweitklässler am Sport-Check teilnahm, war das Ergebnis eindeutig: 46 Kilogramm, 1,34 Meter groß, adipös, krankhaft fettleibig.

Zwei Jahre später, als Viertklässler, wurde Sebastian im Frühjahr dieses Jahres im Rahmen des städtischen Sport- und Bewegungsmodells erneut getestet. Diesmal fiel das Ergebnis besser aus: Gewicht gehalten, zehn Zentimeter gewachsen, nicht mehr fettleibig, aber noch übergewichtig. Daran arbeitet er noch.

Der Elfjährige steht symbolisch für den Erfolg des Hildener Sport- und Bewegungsmodells, in dessen Umsetzung die Stadt jährlich rund 21000 Euro investiert: Es geht voran, in kleinen Schritten zwar, aber mittel- bis langfristig sind Verbesserungen in Sicht. Dies belegt die Auswertung der Test-Ergebnisse durch den Sportwissenschaftler Theodor Stemper von der Bergischen Universität Wuppertal: "Im Check ist die Zahl übergewichtiger Kinder in Hilden deutlich zurückgegangen und liegt inzwischen unter dem bundesdeutschen Durchschnitt."

Auch im zweiten Test, dem Re-Check in den vierten Klassen, ist die Zahl der übergewichtigen Kinder leicht gesunken. Sie liegt allerdings noch über der Norm. Für den Wissenschaftler ist aber die Tendenz wichtig: "Die Kinder werden fitter." Erhielten sie vor zwei Jahren beim ersten Check noch die Gesamtnote3,14, schnitten die gleichen Kinder zwei Jahre später mit 3,04 schon besser ab.

An seiner zuversichtlichen Stimmung ändert auch der Umstand nichts, dass der ein Jahr ältere Jahrgang im Vorjahr beim Re-Check mit einer Gesamtnote von 2,89 deutlich besser abgeschnitten hatte. "Das war einfach ein sportlicherer Jahrgang", sagt der Privat-Dozent. Und selbst dieser Jahrgang hatte sich gegenüber dem ersten Check zwei Jahre zuvor verbessert: Als Zweitklässler hatten sie es nur auf eine Gesamtnote von 3,08 gebracht.

Die an der Bergischen Uni ausgewerteten Zahlen zeigen aber auch, "dass die Gefahr der unproportionalen Gewichtszunahme bei Kindern mit steigendem Alter außerordentlich hoch ist", sagt Claudia Ledzbor vom städtischen Sportbüro. Nicht nur in Hilden, sondern bundesweit. Deshalb sei es laut Stemper "sehr erfreulich, dass die Zahl der Hildener Kinder abnimmt, die eine Bewegungsförderung brauchen".

Diese Förderung hat auch Sebastian gebraucht - und in Anspruch genommen. Nachdem es mit Taekwondo und Handball nicht geklappt hatte, wurde ihm in der Sportgruppe einer Motopädin geholfen. "Dafür opfert er gerne seinen einzigen freien Nachmittag, weil er Sport treiben will", sagt die Mutter. Die Bewegungstherapie hilft ihm nicht nur bei seinem Gewichtsproblem, "er hat auch mehr Selbstvertrauen bekommen".

Auch das ist ein Ziel des Sport- und Bewegungsmodells der Stadt Hilden. Denn allen Kindern soll in Zusammenarbeit mit den Schulen und Vereinen ein möglichst vielseitiges Sport- und Bewegungsangebot geboten werden. Ein wichtiger Faktor sind dabei allerdings auch die Eltern, denn der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Oder, wie der Sportwissenschaftler sagt, "sind die Eltern aktiv, sind es die Kinder auch".