Hilden: Unschädliche Innenansichten

Hans-Joachim Uthke zeigt seine Ausstellung „Neues aus der Röntgenologie“ im Wilhelm-Fabry-Museum.

Hilden. "Wenn man in meinem Alter ist, macht man die Dinge nicht, um Geld zu verdienen. Man macht Dinge, die einem Spaß und Freude bereiten", sagte der Künstler Hans-Joachim Uthke, der seit 1970 in Hilden lebt, bei der Eröffnung seiner Ausstellung "Neues aus der Röntgenologie - Unschädliche Befunde" im Wilhelm-Fabry-Museum.

Nachdem der 68-Jährige vor knapp zwei Jahren dort bereits zeichnerisch die Medizin messerscharf seziert hatte, zeigt sich schon bei kurzer Betrachtung der über 40 ausgestellten Bilder auch dem Kunstlaien gleich, was Uthke an seinem aktuellen Projekt Spaß und Freude gemacht sowie die nötige Inspiration verliehen hat: aussortierte und fehlgeschlagene Röntgenbilder.

"Ich hatte schon bei meiner damaligen Ausstellung einige Röntgenbilder gezeigt. Mich faszinieren dabei vor allem das Blau und die Hell-Dunkel-Kontraste. Daher habe ich die Bilder dann mit Zeichnungen, Malereien und Collagen kombiniert", so Uthke, der schon als Kind von seinem Großvater zum Malen inspiriert wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg Kunst studierte. Dies gereichte ihm natürlich auch bei seinem sehr eigenwilligen aktuellen Projekt zum Vorteil.

Ob komplett oder nur ausschnittsweise: Vorder- und Rückseiten alter Röntgenaufnahmen verschiedenster Körperteile nutzte der Künstler, der mit seiner Frau Helga (62) in Hilden lebt und in Haan arbeitet, als eine Art Leinwand. So scheint die Röntgenaufnahme eines Beckens mit zahlreichen Buchstaben bedruckt und so zu einer lesbaren "langen Krankheitsgeschichte", was auch der Titel dieser Arbeit ist.

Basierend auf den gedruckten Ziffern Eins und Null sowie einer Folie eines geröntgten Körpers, zeigt sich das Berufsbild eines Computerspezialisten. Eine weitere Aufnahme zeigt eine Ober- und Unterkieferpartie, die mit verschiedenen Notenzeilen versehen ist. Sie ist das "Röntgenbild eines Musikers".

"Es ist wirklich eine bemerkenswerte Art, aus Röntgenbildern und berufsspezifischen Gegenständen ein kombiniertes Kunstwerk zu schaffen", sagt Jens Jüttner (28), der "rein aus Neugier" die Ausstellungseröffnung besucht hat: "Ich wusste nicht, was ich mir darunter vorstellen sollte. Manche Bilder sind ungewöhnlich - aber wirklich gut."

So zum Beispiel auch das Röntgenbild einer Wirbelsäule, die von Uthke mit Spielkarten unterlegt wurde. "Das ist eben das Röntgenbild eines Spielers", sagt der Künstler und grinst. Doch nicht nur die schwarz-weißen Vorderseiten der Aufnahmen eigneten sich als künstlerische Leinwand, auch die zumeist blauen Rückseiten. Bei dem Bild "Gesellschaft geröntgt" zeichnete der Künstler mit schwarzer Tusche einen großen Fisch, der einen kleineren schluckt. "Ein Spiegelbild der heutigen Zeit", sagt der 68-Jährige.