Hilden: Ein Laster hinter dem anderen

Obwohl die Fußgängerzone ab 10 Uhr für Lieferanten gesperrt ist, steht sie oft voll mit Brummis.

Hilden. Morgens, 10 Uhr in Hilden. Pünktlich zum Glockenschlag der Reformationskirche fahren die elektrischen Poller rund um die Fußgängerzone hoch. Die Lieferzeit für die Geschäfte ist vorüber. Ab jetzt darf kein Wagen mehr ohne Genehmigung auf die Mittelstraße. Eigentlich...

Denn uneigentlich sieht die Sache ganz anders aus. Bis in die Mittagsstunden stehen große Laster auf der Straße, und Fahrer lenken ihre Transporter über die Pflastersteine. Dank einer automatischen Öffnungsfunktion kommen sie jederzeit raus. Für die Passanten auf der Mittelstraße bedeutet das Slalom laufen.

"Die stehen überall und hupen einen sogar weg, wenn sie nicht direkt durchkommen", beschwert sich Marlene Bingartz. "Das kann man doch nicht mehr Fußgängerzone nennen. Kinder kann man hier morgens jedenfalls nicht ohne Angst laufen lassen."

Stefan Eden sieht das ähnlich. Er sitzt mit einem Kollegen im Café an der Straße und rümpft die Nase. "Es ist wirklich nicht schön, wenn so ein Brummi den Motor startet und dann eine Abgaswolke über den Kaffee zieht."

Der Brummi-Fahrer gibt ihm Recht. "Ich fände das auch nicht gut, wenn ich dort säße. Aber was soll ich denn machen?" fragt er. Er muss die Waren ausliefern, das ist sein Job. Aber dafür ist er nicht nur in Hilden unterwegs. Wenn der Verkehr in anderen Städten stockt, kann es auch mal später werden. Dann muss er länger auf der Mittelstraße parken.

Für solche Fälle gibt es eine Sondergenehmigung - im Amtsdeutschen nennt sie sich straßenverkehrsrechtliche Ausnahmegenehmigung. Die ist gar nicht mal so teuer, aber dafür ist nicht der Fahrer zuständig, - sondern der Speditionschef, und der spart sich gerne den Aufwand. "Die müsste ja für jeden einzelnen Tag beantragt werden", sagt der Fahrer.

Das stimmt nicht ganz. Für Transporter, die immer wieder außerhalb der Lieferzeiten in die Fußgängerzone müssen - Paket- und Apothekennotdienste etwa -, gibt es Scheine, die das ganze Jahr lang gelten. Die kosten 165,34 Euro. Die Tages-Genehmigung für 10,23 Euro ist günstiger.

"Und die lohnt sich", sagt Daniel Beier, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes, "denn ein Knöllchen kostet 30 Euro." Und seine Mitarbeiter kontrollieren regelmäßig. "Nach 10 Uhr gibt es noch eine kurze Karenzzeit, danach wird es ernst."

Der Brummi-Fahrer zuckt mit den Schultern. "Das muss der Chef entscheiden. Ich gebe das Ticket nur weiter." Das Ergebnis: An dem Lkw-Chaos wird sich so schnell nichts ändern. Auch weiterhin werden sich alle Seiten ärgern.