Monheim: Rathaus-Center - Motivation geht in Richtung Keller

Die vier Einzelhändler aus dem Vorstand machen dem Management schwere Vorwürfe und treten zurück. Der Verkaufs-Sonntag Ende August fällt aus.

Monheim. Man stelle sich einen Vorstand vor, der aus fünf Mitgliedern besteht. Wenn vier davon einer Meinung sind, ist das schon eine sehr komfortable Mehrheit. Doch im Falle Rathaus-Center nutzt das der dortigen Werbegemeinschaft herzlich wenig. "Wir dürfen noch nicht mal für zehn Euro Blumen kaufen, wenn der Eigentümer nicht den Auftrag gibt", resigniert Stephan Gawin.

Er ist eines der vier Vorstandsmitglieder aus Reihen der über 30Einzelhändler des Rathaus-Centers. Und gemeinsam mit seinen Kollegen Hans-Jörg Schoegel (Hebbel-Apotheke), Gabriele Mahr-Sahler (Lottogeschäft) und Doris Graf (Heiß und Eis) hat der Augenoptiker die Konsequenzen gezogen: Sie sind gestern zurückgetreten.

Der Grund ist laut der Händler die Tatsache, dass der 20Jahre alte Gesellschaftervertrag absolut nicht mehr zeitgemäß ist. "Egal, was wir hier beschließen, es wird nur umgesetzt, wenn das Management des CenterI danach den Auftrag erteilt. Das lässt sich hier aber wochenlang nicht blicken", so die ehrenamtlich aktiven nun Ex-Vorstände, die bis zur nächsten Hauptversammlung der Werbegemeinschaft im November nur noch kommissarisch agieren.

Als aktuelles Beispiel wird der eigentlich vorgesehene verkaufsoffene Sonntag am 31.August genannt. "Wir haben schon Ende vergangenen Jahres mit den Planungen begonnen. Da müssen zum Beispiel Verträge mit Künstlern frühzeitig abgeschlossen werden. Doch das Management hat regelrecht blockiert", haben die Händler nun den verkaufsoffenen Sonntag zum Jubiläum - 20 und 15 Jahre der beiden Center - abgesagt.

Die Konstruktion ist in der Tat nicht einfach. Denn der Einkaufsmagnet im Herzen der Stadt hat zwei Besitzer. Das CenterI reicht von Café Busch bis zur Deutschen Bank und gehört einem Schweizer Unternehmen, vor Ort vertreten von der Ziag mit Sitz in Düsseldorf. Das Center II in Richtung Kaufpark hat inzwischen einen britischen Eigentümer. Das ausgewechselte Management vor Ort ist noch in der Einarbeitung.

Von den fünf Vorstandsstimmen der Werbegemeinschaft teilen sich die beiden Eigentümer eine. Doch besagte Auftragsvergabe aufgrund eines alten Vertrages kann nur bei Freigabe durch das CenterI-Management erfolgen.

Dabei geht es auch um viel Geld für Aktivitäten wie einen verkaufsoffenen Sonntag. Die über 30 Händler müssen Mitglied der Werbegemeinschaft werden und Beitrag bezahlen. Der Jahresetat liegt bei etwa 100 000 Euro. Die beiden Center-Besitzer zahlen davon um die 20 Prozent.

"Hier geht es nicht um ein paar Euro. Da dürfte ein gewisses Mitspracherecht ja wohl selbstverständlich sein", geht Matthias Ulrich, Manager für das CenterI, in die Offensive. Und für den Rücktritt des Vorstands hat er kein Verständnis. "Erstens ist es ein schlechter Stil, das wir das durch die Presse erfahren. Zweitens ist der Zeitpunkt für mich völlig unverständlich. Wir haben in unserem Bereich bis auf 48Quadratmeter alles vermietet. Das sollte alle motivieren." Für ihn ist der Rückzug der Händler ein "Kurzschluss einiger aufgrund persönlicher Eitelkeiten".

Derweil fühlt man sich im Rathaus einmal mehr bestätigt, dass die Center-Besitzer "anonyme Bürokraten" seien. "Wir beobachten das schon lange. Egal, ob es mal wieder einen Besitzerwechsel gegeben hat: Verbessert wurde nichts. Kein Wunder, dass die Händler vor Ort frustriert sind", kommentiert Michael Hohmeier, Sprecher der Stadtverwaltung.

Bürgermeister Thomas Dünchheim hatte es bereits vor einiger Zeit aufgegeben, mit den Besitzern zu einer gemeinsamen Lösung mit Blick auf eine Erweiterung der Einkaufsmeile zu kommen. Nun entsteht in direkter Nachbarschaft ein Center III, das erst einmal nichts mit dem Bestand zu tun hat. Ein Dortmunder Investor beginnt im Herbst mit den Arbeiten. Auf zwei Stockwerken sollen über 6000 Quadratmeter neue Einkaufsflächen entstehen.

Da ist bei den Vorstandsmitgliedern der Werbegemeinschaft aus Reihen der Einzelhändler offensichtlich eine Schmerzgrenze überschritten worden. Sie schmeißen ihre ehrenamtliche Tätigkeit hin. Und tatsächlich kann es nicht sein, dass im Vorfeld der Planungen eines verkaufsoffenen Sonntags ein Management vertröstet oder Termine absagt, bis es zu spät ist. Da werden Ideen und Motivation ausgebremst.

Doch genau diese Dinge sind viel wichtiger, als irgendeine Agentur mit Fest-Planungen zu beauftragen, die von Monheim überhaupt keine Ahnung hat. Genau das stand im Raum. Das erinnert an frühere Zeiten. Und die Veranstaltungen waren schlichtweg schlecht. Das Management sollte die langjährige Erfahrung der Händler tunlichst nutzen. Jenem neuen Management des Center I mit Matthias Ulrich an der Spitze muss freilich auch attestiert werden, dass es in kurzer Zeit schon viel bewegt hat.

Aktuelles Beispiel ist die Ansiedlung von Tedi. Im Sinne aller Beteiligten sollte man sich ganz schnell wieder an einen Tisch setzen und miteinander konstruktiv reden. Eitelkeiten haben da nichts verloren.

www.norbert.jakobs@westdeutsche-zeitung.de