Hilden: Ein Stadt macht großes Theater
800 Besucher erleben die Aufführung des Stücks „Der Bürger als Edelmann“.
Hilden. Endlich Edelmann! Mit strahlendem Gesicht zeigt Jourdain (gespielt von Christoph Kranz) den Degen vor, Zeichen seiner neuen Stellung. Das Tanzensemble um ihn herum demonstriert mit erhobenen Fäusten Siegerposen nach Ringerart.
Nach anderthalb Jahren Vorbereitung hatte am Samstag die Barock-Oper "Der Bürger als Edelmann" Premiere in der Stadthalle.
Es ist die Geschichte des reichen, aber nicht sehr klugen Bürgers Jourdain, der es sich viel Geld kosten lässt, damit ihn jemand als "Edler Herr" anspricht. Schneider, Lehrer und Adelige verstehen es, den Geltungssüchtigen mit Schmeicheleien von seinen Goldstücken zu trennen.
Den vorgespielten Ritterschlag erhält der Kaufmann schließlich von falschen, türkischen Herrschern. Cléonte (Martin Prange), der Verehrer der Tochter des Hauses, hat dafür Freunde zum Maskenspiel angeheuert, damit der Bürger mit dem Adelstick die Liebesverbindung des Stücks nicht verhindert.
Die Oper ist eine riesige Leistung der Hildener zum Fabry-Jahr. 110 Mitwirkende auf und hinter der Bühne machen das Spiel lebendig. Die rund 80 Gewänder hat Angelika Opgenoorth genäht, teilweise mit Stoffspenden der Bürger.
Im Orchestergraben der Stadthalle sitzen dicht gedrängt die Musiker der Musikschulensembles: Orchester "Sinfo", die erwachsenen Flötenspieler von "Flauti dolci" und "Flautini" als Ensemble der sieben bis 14-Jährigen. Dazu das 27-köpfige Hildener Mandolinenorchester mit Zupfinstrumenten von der Gitarre bis zur Barockmandoline. "Voix Mixte", das Vokalensemble der Musikschule, hat die Sopranistin Anja Paulus für Gesang, Schauspiel und Tanz vorbereitet.
Der projizierte Bühnenhintergrund von Aaron Kretschmann aus Fotos von Ian Dylewski kommentiert das Geschehen. Die Besucher sehen den Traum des Jourdain, der sich neben modernen Stars wie Paul McCartney, Barack Obama und Horst Schlämmer sehen möchte.
Über 800 Angehörige und Gäste verfolgen in der ausverkauften Stadthalle die Verirrungen des Monsieur Jourdain. Besucherin Uta Zech-Gnirck wurde von Sänger Andreas Hall auf die Oper aufmerksam gemacht. Das Stück sei hervorragend, habe der die Rollen des Dorante und Mufti spielende Künstler geworben.
"Das war nicht übertrieben. Es ist toll, dass so was hier möglich ist", findet die Hildenerin. Besonders das Theaterspiel sei packend. Ihre Tochter Ann-Christin sei zuerst skeptisch gewesen, ob es wirklich gut würde. "Es gefällt mir super", hat sich die junge Frau überzeugen lassen.
Der erste Teil ist vom Schauspiel geprägt. Nach der Pause ist zu genießerisch präsentierter Musik immer mehr barocker Ensembletanz zu sehen. Das Publikum feiert jedes Bild und jedes Solo im "Ballett der Nationen" mit Szenenapplaus.