Hilden: Ernüchterung beim Testkauf
In der Hälfte der Geschäfte konnten Jugendliche ohne Probleme Zigaretten oder Alkohol kaufen – obwohl sie zu jung waren.
Hilden. Als "überraschend, enttäuschen und ernüchternd" bilanziert Reinhard Gatzke, Jugenddezernent der Stadt Hilden, die Zwischenbilanz des Testlaufs. Im Zeitraum vom 10. Mai bis 8. Juli gab es so genannte Alkohol- und Tabaktestkäufe - von Minderjährigen.
Obwohl im Vorfeld der Aktion Kioske, Supermärkte, Tankstellen und Getränkehändler extra über den Test informiert (die WZ berichtete) wurden und ihnen dazu das Jugendschutzgesetz ausgehändigt wurde, ist das Ergebnis wenig erfreulich: 32 Testkäufe gab es, 16 mal wurden Tabak und Alkohol verkauft, was eine Trefferquote von 50 Prozent ergibt.
Fünf Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sind im Auftrag der Stadt in Begleitung eines Mitarbeiters vom Ordnungsamt unterwegs gewesen. Eine davon ist Tamara (14). "Mal eben ein Sixpack Bier zu bekommen, das war kein Problem", fasst sie gemachte Erfahrungen zusammen.
Auch für Mittesterin Sabrina (17) war es meistens leicht, harte Alkoholika ebenso wie Zigaretten zu bekommen. Der Umgang mit den jungen Kunden ist unterschiedlich, beurteilen Michael Siebert, Leiter des Ordnungsamtes, und Kollege Martin Hillenbach.
In Supermärkten ist es beispielsweise so, dass wenn Tabak oder Alkohol auf dem Band liegen, ein Signalton die Kassiererin darauf aufmerksam macht, ein ausweispflichtiges Produkt wird verkauft. Und obwohl folgerichtig der Personalausweis verlangt wurde, konnten die Jugendlichen die ihnen unerlaubten Artikel kaufen. Die Kassiererinnen hatten sich schlicht im Alter verrechnet.
An einer Tankstelle ließ sich ein Verkäufer den Ausweis zeigen und verkaufte, obwohl er blitzschnell das - für einen Zigarettenverkauf zu junge - Alter errechnet hatte. Nachdem die Männer vom Ordnungsamt sich ausgewiesen und direkt ein Bußgeld verhangen hatten, wurde der Mitarbeiter von seinem Chef entlassen.
Übrigens: bei den 50 Prozent, bei denen nach der Ausweiskontrolle die Produkte nicht verkauft wurden, waren, so das Resümee der Testerinnen, "superfreundlich. Da hieß es schlicht: Ihr seid zu jung. Basta." Dort, wo unerlaubterweise Alkohol und Tabak verkauft wurden, klärten die Männer vom Ordnungsamt unmittelbar auf und verhängten Bußgelder in der Großenordnung zwischen 200 bis 500 Euro.
Von den 14 verhängten Bußgeldern wurden zehn direkt beglichen, was für das Team von Ordnungsamt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend und der Polizei ein "klares Schuldeingeständnis ist", wie Kriminalkommissar Klaus Fitzner sagt. "Es ist erschreckend, dass trotz der Vorankündigung, diesen Test zu machen, die Trefferquote so hoch ist. Deshalb wollen wir die Kontrollen weiterführen."