Langenfeld: Realschüler verordnen sich selbst ein Fitness-Programm

Ernährungskunde und Fitness stehen ein Jahr lang für Kopernikus-Schüler in Kooperation mit der SGL auf dem Lehrplan.

Langenfeld. "Diese Schere zwischen fitten und gar nicht fitten Schülern ist das Problem, das wir beheben wollen", sagt Michael Gorzel. Der Fachvorsitzende Sport der Kopernikus-Realschule lässt den Blick über 22 Schüler schweifen, die gerade auf dem Sportplatz an der Jahnstraße Runden drehen. Die Achtklässler sind heute zum Selbsttest angetreten. Sie wollen wissen, wie fit sie wirklich sind, und laufen in zwölf Minuten so viele Runden, wie sie können.

Der Ausdauertest ist Teil des Projektes "KOP is(s)t gesund". Jeden Mittwoch steht nun Bewegung auf dem Programm. Die SGLangenfeld ist als Partner mit dabei, genau so wie die Stadt. "Wir sind mit der Idee eines Ernährungs- und Bewegungsprogramms auf die Kopernikus-Schule zugegangen", erklärt Carsten Lüdorf vom Referat für Kindertageseinrichtungen, Schule und Sport.

Doch es geht um mehr als Bewegung: Montags gehen die Schüler einkaufen, kochen, oder lernen, unterstützt von der Barmer GEK, mit Hilfe einer Ernährungsberaterin etwas über ihre Essgewohnheiten. Am vergangenen Montag haben sie ihr Pausengetränk mal genauer unter die Lupe genommen. Dabei kam heraus, dass in einer Flasche Eistee über 30 Stücke Würfelzucker enthalten sind. Das hat auch die dreizehnjährige Karina geschockt. Noch bevor sie die Laufschuhe schnürte, versprach sie: "Ich trinke nie wieder Eistee."

Beim Blick auf die Laufbahn scheint es fast so, als zeigten die paar Tage mit Wasser und Apfelschorle statt süßem Gesöff bei ihr schon Wirkung. Denn Karina und ihre Freundinnen laufen in einer der vorderen Gruppen. Andere junge Sportler sind schon nach wenigen Minuten weit abgeschlagen.

Neben dem Projekt setzt die Schule auch auf andere Angebote, um ihre Schüler für Bewegung zu begeistern. So können die Jungs und Mädels in einer Handball-AG ihrem Lieblingskreisläufer nacheifern, Kegeln oder Reiten.

Plötzlich ertönt ein lauter Pfiff. Mark Wendling, Übungsleiter der SG Langenfeld, der den Ausdauertest betreut und nun jeden Mittwoch mit den Jugendlichen trainiert, erlöst mit der Pfeife die 22 Läufer. Jeder bleibt an seiner Position stehen, damit Wendling die zurückgelegten Meter notieren kann.

Der dreizehnjährige Joshua muss noch etwas nach Luft ringen, als er seine Rundenzahl angibt. Doch der Junge mit den kurzen blonden Haaren ist nicht unsportlich. Ganz im Gegenteil, Joshua muss durchschnaufen, weil er die längste Strecke zurückgelegt hat. Mehr als sechsRunden sind sein stolzes Ergebnis. Der junge Handballer liegt damit weit über dem Durchschnitt der Kopernikusschüler, der etwa bei vier Runden liegt. Der Trainer der SGL verteilt für Joshua nach einem Blick in eine spezielle Tabelle für Ausdauertests die Auszeichnung "gut bis sehr gut".

Eine Mädchengruppe gehört nach drei gelaufenen Runden leider nur in die Kategorie "mangelhaft". "Die haben uns gesagt, das soll Spaß machen. Aber das ist voll doof. Man läuft nur im Kreis rum", mault eins der Mädels. Wendling hofft, im Laufe des Jahres auch diese gelangweilte Null-Bock-Fraktion mit abwechslungsreichen Aktivitäten für Sport zu begeistern.

Joshua braucht keine zusätzlichen Motivationsschübe. "Wenn wir in einem Jahr den Test noch einmal machen, will ich noch mehr Runden laufen", sagt er und ist bei diesen Worten schon gar nicht mehr außer Atem.