Hilden: jwd-Schläger prügelt weiter
Die Zahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr gesunken – die Zahl der Täter aber gestiegen.
Hilden. Der jwd-Schläger hat seine vorletzte Chance verspielt. Der heute 15-Jährige, der im Januar am jwd mit anderen Jugendlichen unter anderem den Sprecher des Jugendparlaments angegriffen und verletzt hatte, musste die geschlossene Jugendhilfeeinrichtung in Bedburg-Hau verlassen, weil er dort eine Erzieherin und Mitinsassinnen angegriffen hat.
Deswegen wurde seine vom Jugendgericht Langenfeld verhängte Jugendfreiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf nunmehr 24 Monate verlängert.
Der Jugendrichter hatte dem Jugendlichen, dem insgesamt 14Straftaten nachgewiesen werden konnten, im März mit auf den Weg gegeben, dass sich erst in sechs Monaten entscheiden werde, ob die Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt wird.
Diese Frist wurde ebenfalls verlängert. Seine letzte Chance ist nun ein Erziehungscamp in der Nähe von Kassel. Dort versucht der ehemalige Boxer Lothar Kannenberg, besonders gewaltbereiten Jugendlichen durch Drill und extreme körperliche Belastungen die Lust auf Gewalt auszutreiben.
Sollte auch dies bei dem Hildener nicht fruchten, muss er endgültig ins Gefängnis. Die Verlegung in das Erziehungscamp hat nebenbei auch finanzielle Vorteile für Hilden: In Bedburg-Hau kostet der Heimplatz 230 Euro am Tag, in Kassel sind es täglich 153 Euro.
Der 15-Jährige war seit seinem zwölften Lebensjahr durch insgesamt 38 Straftaten aufgefallen. Auf sein Konto geht auch ein beachtlicher Teil der Gewaltstraftaten, die der Bericht zur Jugendkriminalität für 2007 auflistet.
Dieser Bericht steht heute auf der Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses. Als "nicht dramatisch, aber auch nicht gut" bezeichnet Jugendamtsleiterin Jutta Panke dessen Inhalt. Positiv bewertet sie den Rückgang der Straftaten insgesamt (von 629 auf 567), negativ ist die gestiegene Zahl der Täter (von 373 auf 383).
Vor allem eine Zahl der Statistik stört die Jugendamtsleiterin: "63 Körperverletzungen sind einfach zu viel." Dort sieht sie auch den wichtigsten Ansatzpunkt für die Arbeit ihres Amtes, "denn da steckt Gewalt hinter". Ebenso bei den 18 Fällen von schwerem, gemeinsamen Raub. Beides geht in der Regel auf das Konto von Mehrfachtätern, denen in Zusammenarbeit mit den Eltern und in Abstimmung mit der Polizei zunächst einmal ein Anti-Gewalt-Training angeboten wird.
Sind sie nicht freiwillig dazu bereit, kann ein Jugendrichter sie auch dazu verdonnern. 25 dieser Trainingskurse wurden im vergangenen Jahr verhängt, "und wenn die nicht durchgezogen werden, gehen die Jugendlichen in Arrest", so Panke.
"Die Gewaltstraftaten sind härter geworden, damit steigt auch das Strafmaß", sagt Jugenddezernent Reinhard Gatzke. Das schlägt sich beispielsweise auch in den bisher höchsten Zahlen an Verurteilungen nieder: 17 Jugendliche mussten in Untersuchungshaft, 25 wurden zu Jugendstrafen zur Bewährung und elf ohne Bewährung verurteilt.
Aber auch die Präventionsarbeit und die Einbeziehung der Eltern schlägt sich im Bericht zur Jugendkriminalität 2007 nieder: Die Zahl der Straftaten von Kindern unter 14 Jahren hat sich gegenüber 2005 nahezu halbiert - von 181 auf 102.