Hilden: Legosteine im XXL-Format
Handwerk: Die Arbeit von Tischlermeister Norbert Hannig ist für das Discovery-Center in Berlin bestimmt.
Hilden. "Das hat Spaß gemacht. Da wurden Erinnerungen an meine Kindheit wach. Und es war eine echte Herausforderung", sagt Norbert Hannig. Dabei zeigt der 49-Jährige auf seinen ganzen Stolz: Auf sieben Metern Breite und drei Metern Höhe erstreckt sich in bunten Farben ein doppelter Torbogen aus überdimensionalen Legosteinen. "Das wird der neue Eingangsbereich für das Legoland Discovery-Center am Potsdamer Platz in Berlin."
Rund fünf Wochen hat Hannig manchmal sogar an den Wochenenden an dem Prunkstück gearbeitet - im Auftrag der Londoner Merlin Entertainments Group, die Themenparks in aller Welt betreibt. Unterstützt wurde der selbstständige Schreiner- und Tischlermeister dabei von seinem Angestellten Christof Abelmann (47), mit dem er in seiner Werkstatt an der Hofstraße normalerweise Möbel herstellt.
"Das war natürlich mal etwas ganz anderes", sagt Hannig. Wobei er auch sonst keinesfalls Ware von der Stange produziert, sondern ausschließlich Möbel nach Maß und individuellen Wünschen. "Wir haben uns auf hochwertigen Innenausbau spezialisiert", sagt der Tischlermeister, der mit anderen seiner Zunft kooperiert.
"Sonst wäre das Lego-Projekt nicht möglich gewesen. Schließlich hat es unsere ganze Kraft gefordert." Während Hannig und Abelmann an den riesigen Spielzeugsteinen (Format20:1) aus schwer entflammbaren Holz werkelten, haben Kollegen für ihn einen Großteil der üblichen Aufträge übernommen.
An den Potsdam-Job ist Hannig über einen befreundeten Eventmanager aus Wuppertal gekommen, der seit Jahren mit Merlin zusammenarbeitet. "Obendrein muss den Londonern meine Arbeit aus dem Vorjahr gefallen haben", glaubt Hannig. Denn 2009 waren er und Abelmann erstmals für das Legoland im Einsatz. "Damals ging es um einen kleineren Torbogen über einem Treppenabgang."
Das aktuelle Projekt besteht aus über 1000 Einzelteilen, wiegt rund 1,5 Tonnen und wird morgen Nacht per Lastwagen nach Berlin transportiert. Dafür muss es in seine Bestandteile zerlegt und vor Ort sofort wieder aufgebaut werden. Schließlich sollen am Wochenende die ersten Besucher durch den neuen Eingang in das Kinderparadies strömen.
Dabei werden sie nicht merken, dass viele der mit speziellem Wasserlack bearbeiteten XXL-Legosteine nur wie ihre kleinen Vorbilder aussehen. "In den Säulen stecken beispielsweise Stahlträger. Die hohlen, U-förmigen Legosteine werden von außen drumherumgesteckt", verrät Hannig. Schließlich müsse das Ganze enormen Belastungen standhalten. "Und wer früher Legotürme gebaut hat, der weiß, wie wackelig die Gebilde teils waren."
Der Clou ist dem findigen Tischler aber bei den ovalen "Einern" gelungen, die auf den Lego-Autos als Blaulicht dienen. "Wir haben dafür rote Abflussrohre aus Kunststoff genommen. Abgeschliffen, zurechtgestutzt und farbig lackiert sehen sie wie echte Legosteine aus."