Hilden: Naturschutz kontra Sportstadt

Am grünen Stadtrand Hildens kollidieren die Interessen von Sportlern und Umweltschützern.

Hilden. Sport und Naturschutz sind zwei wichtige Standortfaktoren. Für beide scheint es allem Anschein nach nicht genug Platz in Hilden zu geben. Diese Erfahrung machen derzeit die Baseballer der Hilden Wains und die Piloten der Luftsportgemeinschaft(LSG) Kesselsweier.

Beides sind Randsportarten - im doppelten Wortsinn: Sie sind kein Massensport in Deutschland, und sie werden (zumindenst in Hilden) am Rande der Stadt betrieben. Und die Randlage ist ihr Problem. Dort stoßen sie auf den Widerstand der Umweltschützer.

"Der Verein möge den Realitäten ins Auge sehen und verstehen, dass ihr Vereinszweck auf diesem Gelände nicht mehr möglich ist", sagt etwa Sven Kübler.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) in Haan, der auch im Namen der Kreisgruppe Mettmann im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) spricht, wendet sich damit gegen die LSG-Pläne, ihren Flugplatz an der Elberfelder Straße künftig für den Modellflug zu nutzen. "Modellsport an dieser Stelle ist nicht akzeptabel", so Kübler.

Dessen ungeachtet halten die LSG-Piloten weiter an ihren Plänen fest, wie sie erst kürzlich bei ihrem Flugplatzfest bekräftigten. Zum Saisonstart im nächsten Frühjahr soll es losgehen.

"Mit der Luftaufsicht bei der Bezirksregierung ist alles klar", sagt LSG-Vorsitzender Elmar Weischede. Es fehle nur noch die Zustimmung der Stadt. Die will sich die LSG in der November-Sitzung des Stadtrates holen - und möglicherweise noch etwas mehr: "Dann werden wir auch unseren Wunsch vortragen, den Segelflug in Hilden zu behalten", sagt Weischede.

Die Segelflieger dürfen seit vergangenen Sommer nicht mehr am Kesselsweier starten. Die Betriebserlaubnis für den Flugplatz wurde ihnen entzogen. Gleichwohl soll das Thema noch einmal auf die Tagesordnung kommen.

"Dann soll der neue Rat Ross und Reiter nennen", so Weischede. Der wird sich allerdings auch nicht gegen den Willen des Kreises Mettmann stellen können. Denn auch dessen Untere Landschaftsbehörde ist von den LSG-Plänen nicht gerade begeistert.

Die Behörde wünscht sich für das Gelände eine Entwicklung "in Richtung Natur, in Richtung Heide", so Bernhard May. Nach seinen Worten liegt das Flugplatzgelände nicht nur am Rande eines Naturschutzgebietes, sondern auch in einem geologisch besonderen Gebiet, das landesweit etwas Besonderes sei:

Das Gelände gehört zur Bergischen Heidetrasse. Die zieht sich in einem schmalen Band von der Wahner Heide bei Köln bis Duisburg-Rahm und trennt das Rheintal vom Bergischen Land.

Entsprechend bedeutsam sei das Gebiet deshalb auch für die dort heimische Tierwelt, wie Kübler betont. In diesem Punkt schließt sich der Kreis zur geplanten Baseball-Anlage im Hildener Westen.

Die dafür vorgesehene Fläche wird zwar derzeit als Ackerland genutzt, sie dient allerdings auch seltenen Tierarten als Heimat. Dies haben die Hildener BUND-Ortsgruppe und einige Privatpersonen auch in ihren Stellungnahmen zum Bebauungsplan zum Ausdruck gebracht.

In den Stellungnahmen ist beispielsweise von Kuckuck, Pirol, Nachtigall, Grün- und Buntspecht sowie Amphibien wie Grasfrosch und Erdkröte die Rede.

Ob deren Vorkommen die sportlichen Ziele der Baseballer verhindern können, hängt nicht zuletzt vom Gutachten eines Experten ab. Der wird die an der Horster Allee lebende Tierwelt genauer unter die Lupe nehmen.