Langenfeld/Monheim: Verbandswasserwerk feiert 100-jähriges Bestehen

Das Unternehmen wurde 1909 als „Wasserwerk der Rheingemeinden“ gegründet. Zum Jubiläum werden am Sonntag die Türen der Aufbereitungsanlage geöffnet.

Langenfeld/Monheim. Ein Dreh oder Zug am Hahn, und schon sprudelt das Trinkwasser in stetig kontrollierter Qualität aus der Leitung. Fließend Wasser ist heute eine Selbstverständlichkeit. 1909 war es das noch nicht. Deshalb gründeten Richrath-Reusrath, Monheim, Hitdorf und Rheindorf das "Wasserwerk der Rheingemeinden".

Am Sonntag feiert die Verbandswasserwerk Langenfeld-Monheim GmbH und Co. KG, wie das Unternehmen heute heißt, sein 100-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür am Schleiderweg. Verbraucher können dort von 10bis 17 Uhr ihren Wissensdurst in Bezug auf die Trinkwasseraufbereitung löschen. "Besucher erfahren im Wasserwerk, woher ihr Lebensmittel Nummer eins kommt. Sie können die Anlagen besichtigen und das Labor betreten", sagt Geschäftsführer Kersten Kerl.

Bis das Pumperwerk am Schleiderhof für die Brunnen im Knipprather Wald am 16. November 1909 den Betrieb aufnahm, trank man aus Hausbrunnen. Jeder musste sich selbst darum kümmern, wie er an Wasser kam. Doch vom ersten Hahn bis zur Vollversorgung über ein Rohrnetz von 350 Kilometern Länge für rund 105000Menschen war es auch nach Gründung des Wasserwerks noch ein weiter Weg.

Die zunehmende Industrialisierung trieb die Entwicklung voran. "Der Anstoß für eine zentrale Wasserversorgung ging von der Gemeinde Richrath-Reusrath mit ihren Webereien und stahlverarbeitenden Betrieben aus. Diese lockten mehr und mehr Arbeiter an", sagt technischer Leiter Rudolf Gärtner nach Blick in die Firmen-Chronik.

Bei dem rasanten Wachstum der Quartiere und des Verbrauchs sei der Plan, Brunnen bei Leichlingen nahe der Wupper zu bohren, rasch wieder verworfen worden. Heute ist nahezu das gesamte Stadtgebiet Langenfelds eine Wasserschutzzone. Das Grundwasser fließt von Wiescheid zu den sechs Brunnen im sandig-kiesigen Untergrund des ehemaligen Rheinarms im Knipprather Wald.

"Dort werden rund fünf Millionen Kubikmeter des jährlichen Verbrauchs von bis zu 6,2 Millionen Kubikmetern gefördert", sagt Gärtner. Das fehlende Wasser wird von den Stadtwerken Solingen über deren Werk in Hilden-Karnap gekauft und beigemischt.

Allerdings: Der Verbrauch sinkt stetig. "In Betrieben wird mehr recycelt, und immer sparsamere Wasch- und Spülmaschinen sowie neue Amaturen zeigen auch in Haushalten Wirkung", sagt Kersten Kerl. Der tägliche Pro-Kopf-Bedarf liege bei 123 Litern, vor ein paar Jahren waren es noch 140 Liter. Der Härtegrad liegt zwischen zwei und drei.

In den 1980er-Jahren hätte das Verbandswasserwerk beinahe das Aus ereilt. "Damals trat eine neue EU-Richtlinie in Kraft, die den Grenzwert für den Nitratgehalt von 90 auf 50 Milligramm halbierte, und unser Trinkwasser lag knapp darüber", erinnert sich Gärtner.

Die Rettung kam in Form der Denitrifikationsanlage im Zuge eines Forschungsprojekts des UmweltministeriumsNRW. Am Schleiderweg durfte weiter gepumpt werden. Vor fünf Jahren konnte die Anlage nach 15 Jahren eingemottet werden. Kerl: "Heute liegt der Nitratgehalt bei etwa 30 mg."

Die Güllefahne im Grundwasser hat sich auch deshalb verzogen, weil der Versorger auf Landwirte und Gärtner zuging. "Seit 1985 finanzieren wir Nährstoffanalysen des Bodens, den Zwischenfruchtanbau und Gewässerschutzberater bei den Landwirtschaftskammern mit, damit nur noch das gedüngt wird, was erforderlich ist", erklärt Gärtner.