Hilden: „Nicht meckern, mitmachen!“
Hans-Heinrich Helikum ist der dienstälteste Ratsherr in Hilden. Nach der Kommunalwahl ist für ihn Schluss.
Hilden. 45 Jahre im Stadtrat. Das hat vor Hans-Heinrich Helikum noch niemand geschafft. Und in der heutigen, schnelllebigen Zeit wird es vermutlich auch so schnell niemanden geben, der ihm diesen Rekord streitig machen wird.
Bei der Kommunalwahl am 30. August wird der dienstälteste Ratsherr nicht mehr kandidieren. Er zieht sich aus gesundheitlichen Gründen ins Privatleben zurück. Die WZ sprach mit dem politischen Urgestein.
Herr Helikum, vor zehn Jahren haben sie den Ehrenring der Stadt Hilden für Ihre 35-jährige Ratsmitgliedschaft bekommen. Das ist die höchste Ehrengabe der Stadt. Mittlerweile gehören Sie dem Rat so lange an, dass man eigens für Sie eine neue Ehrengabe erfinden müsste.
Hans-Heinrich Helikum: (lacht) Das ist richtig, aber nicht so wichtig. Ich gehe mit meinen Auszeichnungen nicht hausieren. Allerdings kann ich auch nicht verstehen, wenn diese Ehrengaben abgelehnt werden. Wer so eine Ehre erfährt, sollte sie auch annehmen.
Warum sind Sie damals eigentlich in die Politik gegangen?
Helikum: Das war Zufall. Ich habe mich damals bei einem eingesessenen Kommunalpolitiker beschwert. Und der hat mir dann im schönsten Hildener Platt geantwortet: ’Jung, nicht meckern, sondern mitmachen.’ Das habe ich mir dann zu meinem Motto gemacht.
Und warum sind Sie dann ausgerechnet in die Stadtentwicklung gegangen?
Helikum: Das habe ich mir nicht ausgesucht. Als Newcomer bin ich damals nicht gefragt worden, wo ich mich einbringen möchte. Ich wurde in den Ausschuss geschickt, habe mich eingearbeitet und bin dann nach und nach zum Fachmann geworden.
In diesen 45 Jahren waren Sie an allen wesentlichen Entscheidungen zur Stadtentwicklung beteiligt. Was waren für Sie die herausragendsten?
Helikum: Da gab es so viele. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Hilden 25.000 Einwohner. 1969 waren es schon 50.000. So schnell konnte die Infrastruktur gar nicht wachsen. Überall fehlten Sportplätze und Turnhallen. Ich habe am Bau der Stadthalle mitgewirkt, war 1973 am damaligen Sparkassen-Neubau beteiligt, an deren Abriss und am zweiten Neubau.
Und was ist mit der Fußgängerzone?
Helikum: Richtig, die hätte ich ja fast vergessen. Das ist schon fast wie damals, als ich in der Politik angefangen habe. Da hat sich die Stadt immer weiter ausgedehnt und darüber wurde die Innenstadt völlig vergessen. Die Fußgängerzone kam dann endlich 1985. Wir hätten sie aber schon fünf Jahre früher haben können. Das wurde jedoch von der FDP blockiert.
Wie sehen Sie denn die Entwicklung der Stadt heute?
Helikum: Die Stadt will nicht weiter wachsen, aber auch nicht schrumpfen. Deshalb muss in dieser Stadt weiter gebaut werden, um unseren Kindern ein ansprechendes Zuhause zu bieten. Keine neuen Wohngebiete, sondern Lücken schließen.
Wenn sie noch einmal 30 Jahre alt wären, würden Sie dann heute wieder in die Politik gehen?
Helikum: Ja klar. Und ich würde es auch jedem anderen raten.
Warum würden Sie jüngeren Menschen empfehlen, in die Politik zu gehen?
Helikum: Wenn sich jeder ein bisschen einbringt, sei es in der Politik oder in einem anderen Ehrenamt, hat er mehr Verständnis für das Miteinander der Menschen. In der Kommunalpolitik kann er zudem etwas an den Zuständen ändern.
Ist denn die Kommunalpolitik damals und heute noch vergleichbar?
Helikum: Ja, aber heute ist die Ratsarbeit schwieriger.
Wodurch ist sie denn schwieriger geworden?
Helikum: Durch den Umgang der Parteien untereinander und dadurch, dass heute viel schneller gegen Entscheidungen der Politik geklagt wird.
Noch etwas, das gar nichts mit Politik zu tun hat: Stehen Ihre Initialen HHH auch für einen lustigen Menschen?
Helikum: Ja, warum nicht?
Worüber können Sie denn herzhaft lachen?
Helikum: Ich lache gerne. In der Familie gibt es immer Spaß und Freude.
Erzählen Sie gerne Witze?
Helikum: Ja, zuweilen schon. Aber ich muss mir bei guten Witzen immer ein Stichwort aufschreiben. Sonst vergesse ich sie.