Hilden: Sozialarbeiter soll Lehrer entlasten

Schulleiter fordern eine gemeinsame Stelle für das Schulzentrum im Holterhöfchen.

Hilden. "Früher hießen sie Schlüsselkinder", sagt Peter Schüller, Leiter der Wilhelm-Fabry-Realschule. Den Namen bekamen sie wegen der an einer Kette um den Hals baumelnden Haustürschlüssel.

Wenn sie nach der Schule nach Hause kamen, war niemand da, der ihnen die Tür öffnen konnte. "Heute ist jedes zweite bis dritte Kind ein Schlüsselkind", weiß Schüller - auch wenn die Schlüssel nicht mehr auffällig um den Hals baumeln.

Unübersehbar ist hingegen, dass immer weniger Eltern die Zeit haben, sich den Sorgen ihrer Kinder zu widmen. Beide Elternteile sind berufstätig, oder sie haben sich getrennt. In beiden Fällen schlägt sich das oftmals negativ auf die Schule nieder. Die Kinder können sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren und sacken in ihren Leistungen ab. Oder sie fallen wiederholt unangenehm auf. Manchmal erfährt ein Lehrer sogar von Selbstmord-Absichten.

Gab es früher drei bis vier schwierige Kinder in einer 30er-Klasse, sind es heute schon zehn. Tendenz steigend. Denn ab dem kommenden Schuljahr steigt die Fabry-Realschule in den Ganztagsbetrieb ein. Das gilt auch für das Helmholtz-Gymnasium. Dessen Schulleiter Karl-Heinz Rädisch geht davon aus, dass auch an seiner Schule der Beratungsbedarf dann weiter steigt.

"Die Schulen sind gezwungen, elterliche Aufgaben zu übernehmen. Aber Lehrer können sich nicht auch noch um die Probleme im Hintergrund kümmern", sagt Rädisch. Das wäre Aufgabe eines Sozialarbeiters. Die Schulleiter haben deshalb eine gemeinsame Schulsozialarbeiterstelle beantragt. "Das macht Sinn", sagt Schuldezernent Reinhard Gatzke. Auch für ihn ist Schulsozialarbeit "wichtiger denn je". Die Politik entscheidet bei den Haushaltsplanberatungen über den Antrag.