Hilden: Tannenbäume für Hilden, Hamburg und Hongkong

Porträt: Seit 18 Jahren verkauft Gerda Grenda Weihnachtsbäume für den guten Zweck.

Hilden. Mit einem Ruck zerrt Gerda Grenda an dem zwei Meter hohen Tannenbaum. Sie streicht sich eine Strähne ihres grauen Haares aus dem Gesicht, verschnauft und zerrt dann erneut an der Tanne, bis sie so steht, wie sie es haben möchte. Jeder Baum soll von seiner schönsten Seite präsentiert werden, damit nimmt sie es genau. Immer wieder zupft sie hier und da an den Zweigen, richtet einen Baum gerade oder streicht über die Nadeln.

Dutzende von Tannenbäumen stehen in ihrem Garten, in der Zufahrt, im Vorgarten und warten darauf, verkauft zu werden. Weiche Nordmanntannen, edle Nobilis, pieksende Fichten und duftende Blaufichte. "Die Bäume suche ich selbst aus, dafür fahre ich im Sommer ins Sauerland zu meinem Händler und sage ihm, welche ich haben will", sagt Gerda Grenda. Andere Weihnachtsbaumverkäufer aus Hilden tun wahrscheinlich das gleiche - doch in einem Punkt unterscheidet sich Gerda Grenda von den anderen: Der Reinerlös ihres Tannenbaumverkaufs ist für die SOS-Kinderdörfer bestimmt. Im letzten Jahr hat sie 5555 Euro überwiesen. Von 2004 bis 2008 waren es über 20000 Euro, die an die SOS-Kinderdörfer gingen.

Auf die Idee, Tannenbäume für den guten Zweck zu verkaufen, brachte sie vor knapp 20 Jahren eine Handvoll Studenten. Die hatten damals das Haus des Ehepaars Grenda gemietet und verdienten sich ein paar Mark dazu, indem sie Weihnachtsbäume verkauften. "Da hab ich aber Augen gemacht, als ich plötzlich das Schild an unserem Haus gesehen habe", erinnert sie sich. Ärger gab es für die Studenten nicht, aber als Grenda wieder in ihr Haus zog, setzte sie die Tradition der Studenten fort - "nur dass ich von Anfang an den Erlös nicht für mich haben wollte, sondern ihn gespendet habe", erzählt sie.

Ihr Angebot sprach sich herum und in den letzten 18 Jahren sind viele Stammkunden unter ihren Käufern. "Manche kommen schon in zweiter Generation", sagt sie mit leuchtendem Blick. Viele Anekdoten kann sie aus diesen 18 Jahren erzählen. Etwa die des Mannes, der einen Baum mit nach Hongkong nahm, "weil die da so unglaublich teuer sind", oder die Geschichte eines Lastwagenfahrers, der an Heiligabend noch nach Hamburg musste und spontan in Hilden einen Baum kaufte und ihn auf die leere Ladefläche schmiss. Oder der naseweise Kommentar eines Jungen, der ihr prophezeite, dass sie im Sommer wohl ein schlechtes Geschäft machen müsse.

Gerda Grenda lacht, als sie in den Erinnerungen schwelgt und viele kleine Lachfalten um ihre blauen Augen entstehen. "Aber ich könnte das alles nicht leisten, wenn ich nicht meine vielen Helfer hätte", sagt sie. Trotzdem gibt es Tage, an denen die zierliche Frau ihren Weihnachtsbaumverkauf auch ganz allein stemmt - im wahrsten Sinne des Wortes. Zu anstrengend für eine ältere Frau? Keineswegs. "Und schreiben Sie bloß nicht, wie alt ich bin, das spielt doch gar keine Rolle."