Hilden verändert sein Gesicht
Das Bahnhofsviertel steht vor einem Qualitätssprung – Auslöser war die Sanierung des Bahnhofsgebäudes.
Hilden. Die lang ersehnte Sanierung des Bahnhofsgebäudes und die nächstes Jahr geplante Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes waren der Auslöser für einen "Qualitätssprung in der Unterstadt". Das sagt der Hildener Architekt Christof Gemeiner (41), der wesentlich an dieser Entwicklung beteiligt ist. Aus seiner Feder stammen die Bahnhofs-Pläne, und auch das zukünftige Aussehen des Bahnhofsviertels liegt teilweise in seinen Händen.
"In fünf Jahren ist das Viertel nicht mehr wiederzuerkennen", sagt der 41-Jährige voraus. Denn dann werden drei von ihm entworfene Gebäude das Bild der Bahnhofs-Umgebung prägen. Der an der Bahnhofsallee geplante Hilden Tower wird nicht dazu gehören, denn der Investor (Wohnen NRW aus Haan) hat seine diesbezüglichen Pläne über den Haufen geworfen.
Nach dem Motto "exklusiver Wohnraum ist gut, aber Mediziner sind die verlässlicheren Mieter" soll nun auf der bereits gebauten Tiefgarage mit rund 40 Plätzen ein achtgeschossiges Gebäude für ein Ärztezentrum entstehen.
Gemeiner nennt es das "Blaue Haus", das zusammen mit dem "Grünen Haus" auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnhofsallee das "Medizinikum" bilden wird. An den Bahngleisen direkt neben dem Bahnhofsgebäude sollen die rund 50 für das Ärztezentrum benötigten Parkplätze entstehen.
Außerdem sind in dem viergeschossigen Gebäude rund 800 Quadratmeter Gewerbefläche vorgesehen. Dazu kommen "mindestens 20 Fahrrad-Stellplätze", so Gemeiner, und eine Apotheke im Erdgeschoss.
Rund fünf Millionen Euro wird der Investor für sein Projekt aufbringen müssen. Noch sind allerdings nicht alle Grundstücke in seinem Besitz. Die Verkaufsgespräche laufen aber. Beim "Grünen Haus" ist die Stadt der Ansprechpartner.
Dort hat Gemeiner sein Konzept bereits vorgestellt und ist nach eigenen Angaben auf Zustimmung gestoßen. Die schwierigsten Verhandlungen stehen dem Investor aber noch bevor, denn "jetzt geht es ums Geld", so Gemeiner.
Gleichwohl rechnet der Architekt damit, dass die Früchte seiner Arbeit im nächsten Jahr nicht mehr zu übersehen sind. Anfang 2009 wird der Bahnhof fertig sein, Ende des Jahres wird wohl das Medizinikum bezogen - etwa zeitgleich mit der Beendigung der Umbauarbeiten am Bahnhofsvorplatz.
Und gleich um die Ecke plant Gemeiner die nächste Aufwertung des Viertels: An der Körner-/Ecke Feldstraße soll ein Mehrfamilienhaus mit 24 Wohnungen entstehen. Der Baubeginn ist für 2009 vorgesehen.
"Dort findet Stadt-Reparatur statt", sagt Gemeiner - und meint damit auch die weiteren Pläne und Vorhaben im Bahnhofsviertel: Der Schrottplatz an der Bahnhofsallee wird verlegt und erhält eine neue Zufahrt an der Ellerstraße. Dadurch entfällt der Schwerlastverkehr über die Bahnhofsallee.
Noch in diesem Herbst beginnt die Erschließung der Flächen auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs. Dort soll Kleingewerbe angesiedelt werden. Auch dieses Projekt sollte im nächsten Jahr fertiggestellt sein.
Der von Gemeiner angesprochene Qualitätssprung ist damit aber noch nicht am Ziel. Das städtische Konzept zur Aufwertung des Wohnviertels geht noch weiter. "Aber dazu braucht man Geduld", sagt Gemeiner: "Das kann durchaus eine ganze Generation dauern."
Denn neben Eigentumsfragen stellt sich - gerade bei städtischen Projekten - die Frage der Finanzierung. Beispielsweise bei der Erweiterung des Wilhelm-Fabry-Museums. Dafür hat es gerade erst einen Studenten-Wettbewerb gegeben. Dabei ist aber noch völlig offen, ob die Vorstellungen der angehenden Innenarchitekten überhaupt bezahlbar sind.
Konkreter ist da schon die Überplanung des ehemaligen Postgeländes an der Poststraße. Erste Konzepte sehen dort eine kleine Siedlung aus Ein- und Zwei-Familienhäusern vor. Und an dieses Gelände grenzen Grundstücke, auf die ebenfalls schon ein planerisches Auge geworfen wurde: das derzeit von einem Autohändler genutzte Gelände an der Bahnhofsallee (Ecke Benrather Straße) sowie der Garagenhof dahinter.