Guter "Rath" war immer teuer
Kommunalpolitik: Vor 200 Jahren war die erste Ratssitzung in Hilden. Die Zeiten haben sich seither geändert, die Probleme nicht.
Hilden. Probleme gibt’s, die gab’s schon immer. Meistens geht es dabei um das liebe Geld. Das war auch das wichtigste Thema, mit dem sich der Hildener Stadtrat auf seiner ersten Sitzung beschäftigen musste - vor 200Jahren, am 22. August 1808. Damals hieß er noch "Rath", und Hilden war keine Stadt, sondern eine Munizipalität. Zu der gehörte auch Eller.
Schon damals war klar, dass Personal für die Verwaltung gebraucht wird. Das muss natürlich auch bezahlt werden. Auch daran hat sich seit 200Jahren nichts geändert. Damals wie heute beschäftigt sich der Rat(h) Jahr für Jahr bei den Haushaltsplanberatungen mit diesem leidigen Thema. Allerdings geht es heute um Millionen (Euro), damals waren es 300 Thaler, die an Büro-Kosten (die korrekte Schreibweise war damals "Bureau") aufgebracht werden mussten - im Jahr.
Die Munizipalräte behielten sich bei dieser Summe jedoch vor, "wenn sich am Ende des Jahres bei der Berechnung ein Überschuß ergebe", dass es "Ihnen wieder zum guten gerechnet werden müßte". Ein mögliches Minus im Verwaltungshaushalt hätte die Munizipalität erstatten müssen.
Flugs wurde anschließend als zweiter von vier Tagesordnungspunkten dem Hildener Polizeidiener noch eine Gehaltserhöhung (von 100auf 125 Thaler jährlich) bewilligt und diese Besoldung auch dessen Kollegen in Eller zugebilligt - inklusive der Kleidung. Das Geld sollte aus einem Fonds kommen. Doch das war ein Problem, diesen Geldtopf gab es nicht. Was macht die Politik in solchen Fällen? Sie legt die Kosten als Kommunallast um, bezahlt alles aus Steuermitteln.
Doch die hohen Herren hatten ihre Rechnung ohne die kommunale Finanzaufsicht gemacht. Das war damals noch der Innenminister höchstpersönlich. Der genehmigte zwar die Besoldung der Polizeidiener widerspruchslos, verhängte aber bei den Verwaltungskosten eine Haushaltssperre.
Über seinen Provizialrat ließ er mitteilen, dass für das Bureau nicht mehr als 220Thaler gezahlt werden sollten. Auch den Fall, dass diese Summe nicht ausreicht, hatte der Innenminister bedacht. Sein Vorschlag klingt sehr vertraut: Die Munizipalräte sollten das fehlende Geld vorschießen - und im nächsten Jahr der Steuer zuschlagen.