Langenfeld: 40 000 Gästen schmeckt es
Schlemmermeile: Pünktlich zur siebten Auflage des Gastro-Festes kehrt der Sommer zurück. Hitze bremst Appetit auf tschechische Küche.
Langenfeld. Deftig duftend, heiß und voll - das waren am Wochenende nicht nur Markthalle und Innenstadt, sondern auch die Teller, die die vielen Freunde des guten Geschmacks von weißen Pagodenzelten an die Biertische trugen. Bei hochsommerlichen Temperaturen guckte manch einer zwar noch etwas befremdet auf das, was da vor ihm stand. Doch kaum den ersten Happen getan, lösten sich alle Verspannungen und es hieß "Dobrou chut’" - guten Appetit. Auch die siebte Schlemmermeile stand im Zeichen des Langenfelder Jahresprojekts "Ahoj Tschechien!".
"Prazska Sunka" und "Topinky" (Prager Schinken und Gänseleberbrot) oder "Plnene Ovocne Knediliky" (Gefüllte Obstknödel), das kam beim Bestellen nur schwer über die Lippen. Vielleicht auch deshalb war meist Vertrautes wie Schweinefilet, Sauerbraten oder spanische und italienische Spezialitäten auf den Gabeln zu sehen. "Ich habe mich nicht getraut, etwas Tschechisches zu wählen", gibt eine ältere Besucherin, die namentlich nicht genannt werden will, zu. Sie beißt lieber herzhaft in einen Reibekuchen. "Aber ich komme immer zur Schlemmermeile. Die ist wieder spitze", findet die Haanerin und hebt den Daumen.
Währenddessen verbreiten etwas weiter die drei Straßenmusiker "Pouliníci" aus Tabor mit Akkordeon und Kastagnetten gute Laune. Was genau sie da singen, versteht man nicht, aber für tschechische Stimmung ist gesorgt. Rund 40000Schlemmermäuler sollen es laut Citymanagement wieder gewesen sein, die von Stand zu Stand zogen. Bereits am frühen Mittag hatten die Gastronomen gut zu tun: "Es läuft hervorragend. Den Menschen scheinen unsere böhmischen Gerichte zu schmecken", freut sich Heinrich Werner, Inhaber von Haus Böger, das erstmals dabei ist. Auch im Zelt des Restaurants Gravenberg wird geschuftet: "Der Prager Schinken findet großen Anklang, aber gegen unsere Flammkuchen kann er nicht an-stinken", meint Küchenmeister Rolf Schweigert. Er ist zufrieden. Die Veranstaltung sei aber wirtschaftlich "mehr tragbar als gewinnbringend. Es ist eine Imagesache hier präsent zu sein."
Das tschechische Motto scheint nicht überall so ernst genommen zu werden. Was an der "Böhmischen Kartoffelsuppe mit Nordseekrabben" nun typisch böhmisch ist, weiß niemand so genau - selbst das Personal am Stand nicht. Und nach dem ersten Schluck tschechischer Bier-Bowle - einem Mix aus Himbeeren, Erdbeeren, Minze und Altbier - wird einem erst mal ganz anders. Nichtsdestotrotz habe alles seinen Reiz, findet Annegret Heinen(65), die sich gerne überraschen lässt: "Klopse können jeden Tag auf dem Teller liegen, ein guter Palatschinken aber nicht."
Diesmal gibt es beim Gastro-Fest eine wichtige Neuerung: Auszeichnungen werden verliehen (siehe Kasten). Und dabei gilt: "Kindermund tut Wahrheit kund." Die Kinderjury probiert und probiert, wenn sie sich nicht gerade über die beiden gigantischen "Beeren" amüsiert, die als "Wilde Früchtchen" ihren Schabernack treiben. Alles ist lecker und für uns auch noch umsonst", freut sich Testerin Hannah (12).