Büchermarkt in Hilden: Weltliteratur aus dem Karton
Zum siebten Mal konnte auf der oberen Mittelstraße gebummelt und geschmökert werden.
Hilden. Der Samstag ist in Hilden traditionell Markttag. Doch diesmal liegen nicht nur Obst, Gemüse und Eier in den Verkaufsständen aus, auch jede Menge Literatur ist zu finden. Bereits zum siebten Mal findet der Büchermarkt auf der oberen Mittelstraße zwischen Gabelung und Sparkasse statt.
Die größtenteils privaten Verkäufer haben mit Bananenkartons und in anderen großen Kisten alles herangeschafft, was in gedruckter Form zu kaufen ist - vom Groschen-Roman bis zur Weltliteratur. Zwischen den Büchern finden sich auch Schallplatten und Brettspiele.
Am Stand von Ulrike und Rainer Schiefer liegen sogar nur Gesellschaftsspiele aus, und das in einer beachtlich großen Zahl. "Wir spielen halt selbst gerne und sammeln die Spiele auch", sagt Rainer Schiefer. Zuhause hat das Paar insgesamt etwa 6500 Spiele angesammelt. Die Idee, auf Büchermärkte zu gehen, entstand sozusagen aus der Not: "Das ist halt ein ganz schön teures Hobby, und da liegt es ja nahe, alte Spiele auch zu verkaufen", so Schiefer.
Büchermärkte sind für ihn die ideale Plattform, denn anders als auf Trödelmärkten seien die Leute hier nicht nur auf der Suche nach billigen Schnäppchen. In Hilden hat das Paar zum ersten Mal seinen Stand aufgebaut - und trotz eines mauen Umsatzes wollen sie wohl auch im nächsten Jahr wiederkommen.
Siegfried Grefen und seine Familie haben ihren Stand bereits zum vierten Mal auf der Mittelstraße aufgebaut. Er hat aus der Not eine Tugend gemacht, denn bei Haushaltsauflösungen in seiner Verwandtschaft sind eine Menge Bücher angefallen. "Andere Leute schmeißen die dann einfach weg", meint er, während er ein 1868 gedrucktes Buch hervorholt. Das sei viel zu schade, um es zu entsorgen.
Auch einige Bücher aus der Kaiserzeit finden sich an seinem Stand, Gedrucktes aus dem Nationalsozialismus indes nicht. Dennoch findet er den Vorstoß der Hildener CDU, den Verkauf aller Bücher aus dieser Zeit auf dem Markt zu verbieten, nicht gut. "Das ist schließlich auch Teil unserer Geschichte", meint er. So lange es sich nicht um tatsächlich verbotenes Gut handelt, sei der Verkauf legitim. Der Umsatz, den er an dem Tag gemacht hat, "reicht wohl immerhin für ein gemeinsames Abendessen."
Auch Monika Schmidt sieht den Vorstoß der CDU kritisch, obwohl sie ebenfalls keine "bedenkliche" Literatur an ihrem Stand verkauft. "Ich finde es nicht gut, so etwas zu verbieten", sagt die Hobby-Buchverkäuferin, die mit ihrem Mann eigens aus Castrop-Rauxel nach Hilden gekommen ist.
Den Weg haben sie bereits zum zweiten Mal auf sich genommen, und auch beim kommenden Büchermarkt wollen sie dabei sein. "Das ist einfach schön hier, und die Leute sind nett", erklärt Schmidt ihre Motivation.