Hildens Haus der Geschichte

Arbeiterbewegung: Die Grunderwerbsgesellschaft löst sich auf und verkauft das Gebäude an der Benrather Straße 20.

Hilden. Ein langer Abschnitt in der Geschichte der Hildener Arbeiterbewegung endet im April nächsten Jahres: Die "Grunderwerbsgesellschaft" wird aus dem Handelsregister gestrichen. In der jüngeren Vergangenheit war es um die Gesellschaft ruhig geworden. Das war in den Anfängen noch anders. Als "Volkshaus" im März 1920 gegründet, kauften die damals 84Anteilseigner das Gebäude Benrather Straße 20 (damals Ecke Apfelstraße, heute Ecke Berliner Straße), um einen Treffpunkt für Arbeitnehmer und Gewerkschafter zu schaffen. Während der Weimarer Republik waren Gaststätte, Vereinszimmer und Saal ein viel besuchter Ort bei Veranstaltungen von KPD, SPD und Gewerkschaften.

Im Volksmund heißt der Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute Gebäudekomplex heute "Bermuda-Dreieck" - wegen der Absturz-Gefahr in den Gaststätten. Im Nationalsozialismus war es als "Deutsches Haus" berüchtigt. Nachdem die NSDAP den Verkauf erzwungen hatte, wurde dort im Jahre 1934 ein Parteilokal eingerichtet, von dem aus am 9.November 1938 die Überfälle auf die Hildener Juden organisiert wurden. Dabei wurden sechs Mitbürger ermordet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erstritt sich die Vereinsgenossenschaft vor Gericht die Rückgabe des Gebäudes. Weil aber die genossenschaftliche Bewirtschaftung nicht mehr zeitgemäß war, wurde sie aufgelöst, und der Grundbesitz 1958 in die neue Grunderwerbsgesellschaft überführt. Zwei der 21 Gründungsmitglieder von 1958 leben noch: Werner Schröder und Heinrich Kirberg. "80 Prozent der Gesellschafter sind über 70 Jahre alt", so Schröder, der 85 Jahre alt ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Hops zählt sogar 93 Lenze.

Weil es angesichts des Altersdurchschnitts immer schwerer wurde, ehrenamtliche Vorstandsmitglieder zu finden, wurde die Auflösung der Gesellschaft beschlossen. Das Stammkapital und der Erlös aus dem Verkauf von Grundstück und Gebäuden werden an die Gesellschafter ausgezahlt. Voriges Jahr wurde das Gebäude an der Berliner Straße 6 (Sonnenstudio und Büroräume) verkauft. Schwieriger gestaltete sich der Verkauf des Gebäudekomplexes Benrather Straße 20/Berliner Straße 4. Einerseits stehen die Fassade und ein Teil des Treppenhauses unter Denkmalschutz, andererseits gab es keine Grundbucheintragung für die Überbauung der Itter.

Eigentümer Das Anfang des 20.Jahrhunderts errichtete Gebäude wurde im März 1920 von der "Volkshaus eGmbH" erworben. 1934 erzwangen die Nazis den Verkauf an die NSDAP. Nach langen Verhandlungen und Prozessen erhielt die Vereinshausgenossenschaft das Gebäude im September 1951 zurück. Neuer Eigentümer ist heute Safa Immobilien.

Mieter Räume in dem Gebäudekomplex werden unter anderem von der SPD, dem Sozialverband VdK, den Lux-Lichtspielen sowie der Gaststätte "Charl’s-Club" genutzt.

Bezeichnungen Zunächst "Volkshaus" (bis 1934), dann "Deutsches Haus" (als NSDAP-Zentrale) und heute schlicht "Benrather 20" (im "Bermuda-Dreieck").