Hitdorf: Theaterfamilie mit Kultstatus

Das Ensemble des Matchboxtheaters bietet seinem Publikum oft deutsche Erstaufführungen.

Hitdorf. "Nächstes Jahr ist unser zehnjähriges Jubiläum", verkündet Martina Vikanis (49) stolz. Die sympathische Frau mit den lachenden Augen ist die Intendantin des Matchboxtheaters. Sie hat zusammen mit ihrem Kollegen Dirk Volpert (41) das kleine Theater aufgebaut.

"1997 haben wir den Kindergarten gegründet und in diesem Zusammenhang die Räumlichkeiten gesehen", erzählt sie. "Die Rheinpiraten" toben tagsüber in der Kindertagesstätte, nach einem Ausbau 1999 wurde die Lagerhalle zu einem kleinen Theater umfunktioniert. Seitdem werden jedes Jahr ein bis zwei Theaterstücke aufgeführt - und das mit großem Erfolg.

"Wir hatten schon viele deutsche Erstaufführungen", sagt Volpert. Angefangen hat es im Jahr 2000 ebenfalls mit einer Premiere: Mac Best von Terry Pratchett stand auf dem Programm. "Wir teilen die Liebe zu Pratchetts Stücken und wollten ihn unbedingt aufführen", erinnert sich Vikanis.

Der Theater-Erstling wurde ein voller Erfolg: "Zwei Wochen vor der Aufführung waren die Karten ausverkauft", erinnert sich Volpert. Aber das war noch nicht der Höhepunkt. Nachdem die Schauspieler kostümiert bei einer Lesung von Terry Pratchett in Köln auftauchten und E-mail-Adressen ausgetauscht wurden, meldete sich der englische Fantasy-Schriftsteller beim Ensemble.

"Zwei Wochen später schrieb er uns, dass er käme. Und er kam dann auch wirklich zu Besuch", sagt Vikanis strahlend. Weiter ging es dann mit Thrillern, Komödien und mehr. Dabei ist für das Team stets Qualität das Wichtigste. "Das Stück muss unterhaltsam sein und die Schauspieler unseren hohen Anspruch an ihre Spielkunst erfüllen", erklärt Vikanis. "Natürlich kann sich ein Schauspieler bei uns entwickeln", ergänzt Volpert.

Denn das Matchboxtheater ist immer auf der Suche nach neuen Talenten. "Beim Theaterspielen kann man jede Menge lernen. Zum Beispiel frei zu reden und Selbstbewusstsein zu entwickeln", erläutert Volpert. Er glaubt, dass man immer lernen und besser werden kann - und dabei schließt er sich selbst auch nicht aus, obwohl er als professioneller Schauspieler arbeitet. "Hier habe ich das Angebot bekommen, Regie zu führen und zu machen, was ich will", beschreibt er das, was ihn persönlich am Matchboxtheater reizt.

Für Martina Vikanis hingegen ist die Schauspielerei eher ein Hobby. "Es macht einfach total viel Spaß", sagt die Mutter zweier Töchter. Das feste Team besteht aus etwa zehn Leuten. "Bei jedem Theaterstück bilden wir so etwas wie eine Familie", erzählt Dirk Volpert. Bei den Proben sieht sich diese Familie dann so häufig, dass viele nach den Aufführungen in ein Loch fallen, weil etwas in ihrem Leben fehlt. "Das ist manchmal schon schwer."

Die Zusammenarbeit während der Proben ist sehr intensiv, schließlich soll das Stück ein Erfolg werden. "Wenn wir nicht genug Karten verkaufen, ist das ein Problem", sagt Vikanis. Denn das Matchboxtheater ist ein eingetragener Verein, der nicht unterstützt wird.

Die Schauspieler sehen sich als Matchsticks in der Matchbox - also als Streichhölzer in der Zündholzschachtel. Denn das Gebäude war früher einmal eine Streichholzfabrik. Nun beherbergt es einen Kindergarten, einen Veranstalter und eben das kleine Theater, in dem etwa 55Zuschauer Platz finden. Im Moment proben die Schauspieler bereits für ihr neues Stück.

Am 18. September soll "Jakes Frauen" von Neil Simon aufgeführt werden. "Es handelt sich um eine Mischung aus Komödie und Drama", erläutert Volpert. Und eines liegt den Schauspielern ganz besonders am Herzen: "Die Zuschauer sollen nicht ihre Zeit verschwenden und aus Höflichkeit klatschen, sondern wirklich Spaß an unserem Spiel haben."