„Ich freue mich auf den Wahlkampf“
Bürgermeister Daniel Zimmermann passt mit seinem Amtsverständnis zum Fastenmotto, sich zu zeigen und nicht zu kneifen.
Monheim. „Zeig Dich! Sieben Wochen ohne Kneifen“ ist das diesjährige Motto der Fastenaktion der evangelischen Kirche. Dabei geht es gerade auch um Diskussionskultur. Einer, der immer mit offenem Visier kämpft, ist der Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann.
2009 wurden Sie mit 27 Jahren zum Bürgermeister gewählt. Als Ihnen bewusst wurde, dass sich Ihr Leben schlagartig ändern würde, haben Sie da einen Moment überlegt, das Amt nicht anzunehmen - zumal Ihnen, dem Nicht-Juristen, die CDU den Job nicht zutraute?
Zimmermann: Daran habe ich keine Sekunde gedacht. Schließlich hatte ich ja nicht aus Jux und Tollerei kandidiert. Ich wollte tatsächlich Bürgermeister werden und habe mich wahnsinnig darüber gefreut, dass es mir so viele Wähler zugetraut haben. Die Haltung der CDU speiste sich ja in erster Linie aus ihrem eigenen Frust. Den spüre ich noch bis heute.
Es gab in den vergangenen Jahren viele Diskussionsabende, bei denen Sie sich darauf einstellen mussten, einer sehr wütenden Bürgerschaft gegenüberzutreten. Was tun Sie, um sich für diese unangenehmen Situationen zu wappnen?
Zimmermann: Vor solchen Terminen war mir nie bange. Im Gegenteil: Die Diskussionsabende mit der Bürgerschaft geben mir sehr viel Motivation. Ich habe noch nie versucht, irgendwelche Entscheidungen durchzudrücken. Es geht mir letztlich immer um die besten Argumente und darum, dass am Ende die unter vernünftigen Abwägungen beste Entscheidung getroffen wird. Dafür sind solche Abende sehr hilfreich, denn dort kommen meistens alle Argumente auf den Tisch. Auch ich nutze gerne die Gelegenheit, meine Argumente zu erläutern. Als Monheimer können wir alle zusammen sehr stolz sein auf unsere sachliche Diskussionskultur.
Die im Rückblick mutigste Entscheidung war wohl Ihre Initiative, den beiden Moscheevereinen zu einem Grundstück für einen Moscheeneubau zu verhelfen - damals gab es durchaus Menschen, die um Ihre Gesundheit gefürchtet haben angesichts der vielen Hassmails. Dennoch haben Sie und Ihre Fraktion das Projekt unbeirrt „durchgezogen“ - haben Sie zu keinem Zeitpunkt gefürchtet, dass Ihnen die Monheimer die Gefolgschaft aufkündigen könnten?
Zimmermann: Dass dieses Thema weit über Monheims Grenzen hinaus Wellen schlagen würde, habe ich tatsächlich unterschätzt. Ich habe in dieser Zeit viel Unverständnis, aber auch viel Unterstützung erfahren. Immer in Erinnerung bleiben wird mir die Diskussion mit über 700 Bürgerinnen und Bürgern in der vollbesetzten Aula. Meines Erachtens war das eine Sternstunde der Monheimer Demokratie — einer Demokratie, die auch die Rechte von Minderheiten achtet. Dass sich am Ende mehr als 80 Prozent der Anwesenden grundsätzlich für eine Unterstützung der Moscheegemeinden bei ihrer Grundstücksuche ausgesprochen haben, hat mir sehr viel Rückendeckung gegeben.
Als sich Monheim 2013 mit einem Schlag von den Schulden befreien konnte, leistete man sich zunächst nur ein neues Musikschulgebäude. Inzwischen investiert die Stadt hohe zweistellige Millionenbeträge in die Infrastruktur. Beschleicht Sie angesichts der schwindelerregenden Ausgaben nicht manchmal das mulmige Gefühl, dass sich die Stadt zu viele Verpflichtungen für die Zukunft aufbürden könnte?
Zimmermann: Nein, ein mulmiges Gefühl hatte ich, als ich 2009 wenige Wochen nach Amtsantritt die ersten Kreditverträge unterzeichnen musste. Heute dagegen planen wir ja nur mit dem Geld, das die Stadt tatsächlich hat. Und die meisten der Investitionen wie zum Beispiel der Glasfaserausbau oder die Gründung der Monheimer Wohnungsbaugesellschaft werden langfristig sogar eine Rendite abwerfen.
In einem Zeitungsartikel über das „Wirtschaftswunder“ Monheim werden Sie mit dem Satz zitiert: „Man muss den Mut haben, vorauszudenken und als Bürgermeister eine gewisse Meinungsführung zu übernehmen.“ Sie bürden sich damit selber eine hohe Verantwortung auf. Wer hilft ihnen bei der Suche nach dem richtigen Weg?
Zimmermann: Das sind zum einen die vielen engagierten Mitglieder aus der Peto und natürlich auch die Beschäftigten der Stadtverwaltung. Zum anderen sind das die unzähligen Gespräche mit Bürgern, Vereinen und Schulen, in denen ich erfahre, was die Menschen hier denken.
Sehen Sie der nächsten Kommunalwahl mit Sorge oder ganz gelassen entgegen - allein weil Sie, sofern Sie nochmal antreten sollten, vielleicht nicht mehr dieses Traumergebnis von 94,4 Prozent erzielen würden?
Zimmermann: Wie mein nächstes Wahlergebnis aussieht, entscheiden allein die Wähler. Ich denke allerdings, dass Peto und ich eine Menge Erfolge für diese Stadt vorzuweisen haben. Wir müssen uns damit nicht verstecken. Und der große Unterschied zu manchen anderen Parteien ist doch auch, dass wir eine klare Vorstellung davon haben, was wir für diese Stadt noch erreichen wollen. Ich trete in jedem Fall wieder an. Und ich freue mich auf den Wahlkampf. Er ist eine wichtige Zeit, um mit allen Bürgern auszuhandeln, wie Monheim sich weiter entwickeln soll.