In der Vogelwelt wird gemauert und gespachtelt

Experten von Haus Bürgel untersuchen Vogelnester.

Foto: Matzerath

Monheim. In der Vogelwelt hat die Bauwirtschaft derzeit Hochkonjunktur: Es wird Material herangeschleppt, geordnet, verwoben, es wird gemauert und gehämmert, gespachtelt und gepolstert. „Der Profi kann am Nest erkennen, welcher Vogel der Baumeister war“, sagt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel. In Aussehen und Stabilität ähnelt das Napfnetz der Singdrossel einer Kokosnuss. In der Außenhülle erkennt man Altgrashalme, Moos und kleine Zweige, innen sind die Wände mit Lehm glatt verputzt. Die Sammlung der Biologin beherbergt auch das sehr luftig und locker aus Pappelsamen und Grashalmen geflochtene Nest einer Mönchsgrasmücke, die eine solch stabile Mulde als Unterkonstruktion genutzt hat.

Der Hausbau ist in der Regel das Gemeinschaftswerk eines Vogelpaares. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie den Zaunkönig, der mit seinen architektonischen Fähigkeiten beim weiblichen Geschlecht punkten will. „Das Zaunkönig baut mehrere der kugelförmigen Nester mit seitlichem Flugloch und das Weibchen sucht sich das Schönste aus“, sagt Löpke. „Ihm wird allerdings auch Vielweiberei nachgesagt — weswegen sich die viele Arbeit vielleicht doch lohnt“, erklärt sie augenzwinkernd. Auf jeden Fall gebe er sich mit der Innenausstattung große Mühe: Die Nester sind dick mit Moos gepolstert. Eine Kuriosität ist das Nest eines Pirols, das der Vogel in 30 Metern Höhe freischwingend zwischen zwei Ästen einer Pappel aufgehängt hatte. „In dieser Höhe ist es dem Wind stark ausgesetzt, die Jungen müssen da schon ziemlich seefest sein“, sagt Löpke. In die kunstvoll verwobene Außenhülle hat der Vogel auch allerlei Zivilisationsmüll, wie Klebestreifen und Geschenkband, eingearbeitet. Innen ist das Nest aber — ganz öko — mit Moosen und Tierhaaren gepolstert. Mit Schafswolle als Innenrichtung für die Kinderstube hat der Zilpzalp die Luxusvariante gewählt. Mit einer voll ausgestatteten Mietwohnung versucht das Team der Biologischen Station seit neuestem den Storch als Mieter anzuwerben. Das kronenförmige Holzgestell wurde mit Weidezweigen, Stroh und Pferdemist ausstaffiert.