Kunstausstellung: Jeder Stuhl steht für eine Lebensgeschichte

Behinderte Frauen aus Langenfeld werben mit der Kunstausstellung „40 Stühle unterwegs“ für eine tolerantere Gesellschaft.

Langenfeld/Köln. "In der Politik heißt es, dass jemand Sitz und Stimme hat. Dieses Projekt soll denen einen Sitz geben, die sonst keine Stimme haben." So beschreibt Angela Schiller-Meyer das Ziel der Ausstellung "40 Stühle unterwegs". Die Stühle wurden allesamt von behinderten Menschen entworfen und gestaltet. Auch die Gruppe "Regenbogen-Engel" aus Langenfeld hat daran mitgearbeitet: Zehn geistig behinderte Frauen, die ihre ganz persönlichen Kunstwerke geschaffen haben. "Das war eine besondere Erfahrung", sagt Schiller-Meyer, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde und Gruppenleiterin der "Engel".

Die Federführung bei dem Ausstellungsprojekt hatte die rheinische Landeskirche, die es den zehn Langenfelderinnen mit Hilfe von Sponsoren ermöglicht hat, an einem viertägigen Workshop in Bonn teilzunehmen. Dort hatten die Frauen alle Zeit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. "Wir haben einfach angefangen zu malen", und alles Weitere kam von selbst.

Jede der Frauen konnte sich ein Thema aussuchen, das sie persönlich bewegt oder begeistert hat. So hat jeder der zehn von den Langenfelderinnen gefertigten Stühle sein eigenes Thema und erzählt etwas über seine Schöpferin. Da hat die Katzenliebhaberin den "Katzen-Stuhl" mit einem Tierbild verziert, die Naturfreundin den "Stuhl im Grünen" hergestellt und die Verliebte einen "Liebes-Stuhl" mit lauter Herzen in Rot-Weiss bemalt.

"Das hat uns allen so viel Spaß gemacht", erinnert sich Schiller-Meyer an vier schöne Tage der Arbeit, aber auch enger Geselligkeit mit Andachten, Gebeten, Feiern und abendlichem Lagerfeuer. Für die behinderten Frauen, die überwiegend in Wohngruppen oder -heimen untergebracht sind, eine seltene Freude. Umso schwerer war es für die meisten, sich am Ende des Workshops von den selbstgemachten Stühlen zu trennen. "Da hat es einige Tränen gegeben", erzählt Schiller-Meyer.

Regenbogen-Engel So heißt der Gesprächskreis für geistig behinderte Frauen, die Pfarrerin Angela Schiller-Meyer seit 2003 leitet.

Projekt "40 Stühle unterwegs" wirbt für eine Gesellschaft, die allen Menschen ihren Platz einräumt. Ab dem 13. Juni sind die Stühle im Chor der Langenfelder Erlöserkirche ausgestellt. Einzelne können von Langenfelder Schulen oder Firmen angefordert werden (bei Schiller-Meyer, Tel. 99 54 17).

und dann Ab dem 26. August reisen die Stühle bis 2008 durch das Rheinland, ehe sie zugunsten eines Heilpädagogischen Zentrums in Pskow (Russland) versteigert werden.