Langenfeld: Flüchtlinge - Mehr Punkte für den Einkauf

Die CDU will die Punktekontigente für den Einkauf in den Lebensmittelshops gezielt erhöhen.

<strong>Langenfeld. Seit April gibt es anstelle von Essenspaketen für Flüchtlinge in Langenfeld ein Punktesystem. Mit der wöchentlich zugeteilten Ersatzwährung können sie zweimal pro Woche direkt in ihren Übergangsheimen am Winkelsweg oder an der Kölner Straße in Lebensmittelshops einkaufen. Die kleinen Läden, die im Auftrag der Stadt von der Firma Weigl betrieben werden, sind jeweils für eineinhalb Stunden geöffnet und haben über 400 Artikel im Sortiment.

Familien können sich keine kleinen Extras leisten

"Wir haben zwar jetzt mehr Auswahl, aber die Produkte sind zu teuer", sagte Jasmin Demirovoz, die mit ihrem Mann und drei kleinen Kindern im Heim an der Kölner Straße lebt nach dreiwöchiger Erfahrung. An dieser Einschätzung hat sich nach fast fünf Monaten Einkaufspraxis nichts geändert. Mit den 2900 Punkten, die der Familie zugebilligt werden, lässt sich zwar der Bedarf an Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln decken, für Extras wie etwa ebenfalls im Shop erhältliche Süßigkeiten für die Kinder bleibt aber nichts übrig. Die Klagen, dass die Flüchtlinge mit den Punkten nicht auskommen, hört Josef Müller immer wieder. Und der CDU-Fraktionsvorsitzende reagiert darauf: "Die Punktekontingente für die Asylbewerber sollen angemessen erhöht werden", sagt er. Die Mehrheitsfraktion werde das im Sozialausschuss am 22. August beantragen. Um wie viel das Punktekonto aufgestockt werden soll, lässt er offen. Müller: "Das muss die Verwaltung ermitteln. Die Kontingente sollen nicht generell, sondern gezielt erhöht werden. Wir wollen Ungerechtigkeiten abstellen." Dass es die gibt, räumt Marion Prell, Beigeordnete und Fachbereichsleiterin Soziales, ein. "Allein stehende Asylbewerber sind insofern benachteiligt, dass die von ihnen bevorzugten kleineren Portionen teurer sind als die Großpackungen, ihnen aber gleich viel Punkte zustehen, wie dem Familienvater", sagt Prell. Dass darüber hinaus der Kaufpreis für Produkte, die das Plus an Lebensqualität, die durch den Magen geht, darstellen, zu hoch ist, darauf macht der Erfahrungsbericht aufmerksam, den Prell am Mittwoch im Ausschuss erläutern will. Die Formel für mehr Gerechtigkeit hat sie dennoch nicht parat. "Gurndsätzlich hat sich das System bewährt", sagt Prell. Nach erwarteten Anfangsschwierigkeiten laufe der Einkauf reibungslos. "Acht Personen, die bis März die Annahme von Paketen verweigert hatten, versorgen sich jetzt im Shop mit Lebensmitteln", sieht sie darin ein Indiz für die Akzeptanz der Versorgungsform. Wie in einem Supermarkt werde in den Shops auf Kundenwünsche reagiert. "Was nicht läuft, verschwindet aus den Regalen, was stark gefragt ist, wird neu ins Sortiment genommen."

Das Punktesystem

Die Punktekontigente Für den Einkauf steht pro Kopf eine feste Punktzahl zur Verfügung: für Babys 520, für Kinder bis zwei Jahre 500 (Diabetiker: 585), für Drei bis Zwölfjährige 570 (655), für Jugendliche 665 (750) und für Erwachsene 595 (680) Punkte. Was am Wochenende übrig bleibt, verfällt.

Preise Fünf Äpfel kosten 45 Punkte, vier Fleischtomaten 32, ein Pfund Reis 25, zehn Eier 26, der Ring Knoblauchwurst 109 und 400 Gramm Gebäck 35 Punkte. Die Grünen hatten im Frühjahr an Hand von Einkaufsquittungen die selben Artikel wie im Shop bei zwei Discountern eingekauft. Dabei stellten sie fest, dass die Shop-Preise bis zu viermal so teuer sind.

Kosten Die Stadt rechnet mit Kosten von 10 000 Euro im Jahr. 1000 Euro mehr als zuvor für die Lebensmittelpakete bezahlt werden mussten.