Langenfeld: „Kein Pfarrer wird versetzt“

Katholische Kirche: Die WZ sprach mit Dechant Jürgen Rentrop über den Weg zur vereinten Gemeinde in Langenfeld.

Langenfeld. Die Entscheidung des Kardinals steht noch aus. "Vor dem Herbst rechne ich nicht damit", sagt Dechant Jürgen Rentrop in Bezug auf die Neuordnung der Seelsorgebereiche.

In der Struktur der acht Gemeinden Langenfelds muss sich wie in vielen Gemeinden des Erzbistums Köln einiges ändern. Der Grund für die Straffungen ist nicht finanzieller Art, schuld ist der Priestermangel. "Gerade junge Geistliche um die 30 Jahre fehlen", sagt Rentrop (56).

Im Juni waren 21 Gremien der acht Gemeinden befragt worden, ob sie eine Fusion wollen oder eine Pfarreiengemeinschaft. Eine knappe Mehrheit hatte sich für eine Fusion ausgesprochen. Bei einer Fusion gibt es eine Pfarrei mit einem Kirchenvorstand, bei einer Gemeinschaft behält jede Gemeinde den eigenen Kirchenvorstand. Mit zwei Stimmen wurde eine Fusion favorisiert.

Bei dieser Lösung gäbe es nur noch einen kanonischen, leitenden Pfarrer, mit großer Sicherheit wäre der Dechant Jürgen Rentrop. Die drei Geistlichen Gerhard Trimborn, Lambert Schäfer und Joseph Limbach wären dann Pfarrvikare mit bleibendem Wohnrecht.

"Es gibt auch keine Versetzungen", stellt Rentrop klar. So schmerzlich die Unterzeichnung der Verzichtsurkunde für die drei betroffenen Priester auch sei, die Neuerung zeige auch Chancen auf, so Rentrop. Die Pfarrvikare könnten sich mehr auf ihre seelsorgerischen Aufgaben konzentrieren, die Verwaltungsarbeit falle überwiegend dem leitenden Geistlichen zu.

Die Umstrukturierungen sollen an den Gottesdiensten und an der Gemeindearbeit nichts ändern. "Aber, wir können nicht mehr alles an jedem Ort und zu jeder Zeit anbieten. Bei einer Osternachtsfeier- müsse man überlegen, ob man sie in der Kirche Christus König oder an St. Josef feiern wollte.

Jede Gemeinde in Langenfeld habe ihr eigenes Profil, das gellte es weiter zu schärfen. Bei den Gemeinden St.Martin und St. Gerhard sei der Einfluss der Schützen groß. Rentrop: "Das liegt daran, dass dort die Schützenhallen stehen." St.Paulus entwickelt sich mehr und mehr zur Hochzeitskirche. Der intime Bau eigne sich dafür.

"Wir müssen als Kirche noch mehr Flagge zeigen, uns in gesellschaftliche, öffentliche und politische Dinge einmischen, aber mit einer Stimme sprechen", erklärt der Dechant auch die schnelle Reaktion auf die Hertie-Insolvenz (die WZ berichtete). Er hatte zur Solidarität mit den Beschäftigten aufgerufen.

Ausschlaggebend für die Neuorientierung ist auch das Ergebnis einer Studie des Sinus-Institutes von 2005. "Gab es früher drei Milieus so sind es heute zehn. Früher sprach man von Arbeiterklasse, Mittelschicht und gehobene Schicht. Die Gesellschaft ist jetzt facettenreicher. Alle Menschen müssen von der Kirche angesprochen werden. Wohnen in einer Pfarrei viele junge Leute, so kann man eine Musiknacht in der Kirche anbieten, wo Kunstinteressierte leben, wären Ausstellungen sinnvoll", sagt Rentrop. Langenfeld hätte ganz eigene Stadtteile. "Wir müssen versuchen, dass wir die meisten erreichen."