Hildens wachsame Augen

Müll, Falschparker, Fahrrad-Rowdys: Im Sommer hat die CDU-Gruppe SOS besonders viel zu tun.

Hilden. Lothar Kaltenborn hat, wie das so als Rentner üblich ist, einige freie Zeit. Doch er widmet sie nicht einfach dem Garten, den Briefmarken oder dem Fernsehprogramm - er tut lieber etwas für die Allgemeinheit. "Sauberkeit, Ordnung, Sicherheit" , hat sich die kleine Arbeitsgruppe der CDU auf die Fahnen geschrieben, der er angehört. Vier Aktive sind sie, Lothar Kaltenborn ist wohl der aktivste.

Am meisten beschäftigen ihn Umwelt- und Verkehrssünder - und von denen gibt es in Hilden immer mehr, ärgert sich Kaltenborn. Beispiel Biesenstraße. Dort haben rücksichtslose Menschen Müll und Gartenabfälle am Waldrand abgeladen. Und das, obwohl wenige Meter weiter ein Hinweisschild bittet, genau das zu unterlassen. "So kann ich mir meine Umwelt nicht erhalten", sagt Kaltenborn und schüttelt den Kopf. Durchgreifen muss man da, meint er.

Genauso wie in der Mittelstraße, die immer wieder gern von Fahrradfahrern genutzt wird. Am Dienstag erst hat er sich mittags dort postiert und eine Strichliste geführt. "Innerhalb einer Stunde habe ich 17 Radfahrer gezählt. Wenn man denen sagt: ,Steigen sie doch bitte ab!’ dann zeigen die einem den Stinkefinger." Dabei bleibt er stets freundlich, versichert er - und das, obwohl er schon mehrere Beinahe-Unfälle erlebt hat.

Lothar Kaltenborn lässt sich auch nicht einschüchtern. Vergangene Woche patroullierte er auf Hildener Spielplätzen. Dort ist im Sommer oft die Hölle los. Junge Hildener nutzen die Plätze als Treffpunkt, grölen, trinken, schlimmstenfalls randalieren sie sogar.

Immer wieder haben ihn Anwohner angerufen und gebeten, etwas zu unternehmen. Er ging also mutig auf ein paar Jugendliche zu, die auf dem Gerhard-Hauptmann-Hof lagerten und bat sie, keinen Müll zu hinterlassen. "Ey Alter, was willst Du?", sollen die ihn angegangen haben. "Die haben sich völlig uneinsichtig gezeigt."

Kaltenborn bleibt dann nichts übrig, als es bei der Ermahnung zu belassen. "Ich bin ja nicht das Ordnungsamt." Genauso, wenn mal wieder jemand Rettungswege in der Innenstadt zugeparkt hat. Oder wenn sich in einer Hofzufahrt der Müll meterhoch stapelt.

Manchmal informiert er die Verwaltung, etwa, weil der Bolzplatz am Wiesenbusch unbespielbar ist oder weil die Grünpflanzen in der Heiligenstraße ramponiert sind. Er hält es nicht aus, wenn Hilden verkommt. "Da steckt einfach mein Herzblut drin, es ist doch meine Heimatstadt."

Am liebsten wäre ihm natürlich, wenn der Ordnungsdienst personell verstärkt würde - dann gäbe es manche Missstände erst gar nicht, ist er sicher. Eine Forderung, die seine Partei, die CDU, im vergangenen Wahlkampf stellte, die im Rat aber keine Mehrheit fand.

Dezernent Norbert Danscheidt hat viel Verständnis für die Sichtweise der SOS-Aktiven. "Als Verwaltung würden wir zwei zusätzliche Stellen im Ordnungsdienst begrüßen. Dann könnten wir die Arbeit bis in die Abendstunden erweitern."

Doch was politisch nicht gewollt ist, sei auch nicht zwingend notwendig. Hilden kommt mit seinen Ordnungskräften aus, findet er. "Die Spielplätze werden regelmäßig von uns kontrolliert - abends gibt es dann Absprachen mit der Polizei", erklärt Danscheidt. Gegen rücksichtslose Radfahrer werde regelmäßig vorgegangen, zuletzt sehr intensiv im Frühjahr. "Das hilft aber immer nur, so lange die Aktionen laufen."

Dass die Behörden bei dieser Sisyphusarbeit von Bürgern unterstützt werden, findet Danscheidt durchaus positiv. "Das ist eine gute Vorgehensweise. Wir gehen allen Hinweisen nach." Dass Ordnungsamt und Polizei nicht immer so hart ahnden, wie es die SOS-Leute gerne hätten, findet Danscheidt nur natürlich. Das ist eben eine Sache der Perspektive.

Hilden sei jedenfalls, da ist sich der Dezernent sicher, weder auffällig schmutzig noch kriminell. "Wir haben eine hohe Bevölkerungsdichte, das bringt manche Probleme mit sich. Die Situation ist aber nicht schlimmer, als in anderen Städten."