Langenfeld/Kunstverein: Kritischer Blick auf die Natur

Sechs Bildhauer aus sechs Ländern arbeiteten eine Woche lang in Langenfeld. Ihre Werke stellten sie jetzt der Öffentlichkeit vor.

Langenfeld. Der "Veteran" war tief enttäuscht. Einen riesigen schwarzen Marmorrohling hatte sich Jean Paul Deller für seine dritte Teilnahme am internationalen Bildhauer-Symposium mitgebracht. Doch das Material zerplatzte. "So traurig habe ich hier noch keinen Künstler gesehen", sagte Beate Domdey-Fehlau, Geschäftsführerin des Kunstvereins, anlässlich der Finissage.

Der "gute Engel" der Kreativ-Woche, Kunstverein-Mitglied Karl-Heinz Pohlmann, brachte ein Lächeln zurück auf Dellers Lippen: Pohlmann holte einen Alabaster-Block aus seiner stillen Reserve. In den ließ er den belgischen Künstler die Reste seines zerplatzten Steins einarbeiten. Heraus gekommen ist eine eingefasste schwarze Träne, die für Domdey-Fehlau zweierlei symbolisiert: "Zum einen die Tatsache, dass Deller hier nicht allein gelassen wurde und zum anderen, dass der Umgang mit der Ressource Wasser die Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist."

Überhaupt nutzten die sechs internationalen Gäste ihre Zeit in Langenfeld, um einen kritischen Blick des Betrachters auf die Natur zu lenken. Youngster Vedran Silipetar (27) kreierte bei seiner Symposium-Premiere ein schwarzes Nutztier aus Draht und Papier. Eine Kugel scheint den Nacken des behörnten Vierbeiners zu zerschmettern. "In Silipetars kroatischer Heimat werden Arbeitstiere immer noch gequält. Auch die Folgen des Krieges sind noch nicht verarbeitet", so Domdey-Fehlau zur Symbolik.

Abstrakt und mehrschichtig auf Papier präsentierte der Österreicher Gerry Ammann seine Kunst. Im Gegensatz zum Vorjahr erschaffte er diesmal Kleineres. Neun, circa ein Meter mal 20 Zentimeter große Skulpturen sehen aus wie bemalte Eierkartons. Sie sind teils auf der Erde verstreut, teils an Wänden aufgehangen und strahlen auch in hellen Farben von der Decke. "Langenfelder diskutieren über den Weltfrieden" will Ammann diese Kombination nennen.

Die Italienerin Stefania Puntaroli verarbeitete Marmorsteine. Sie ließ Riffelungen in die geschliffenen Blöcke ein, die, auf einem Spiegel liegend, Wirkung und Aussehen je nach Position des Betrachters verändern. Domdey-Fehlau: "Wir stellen uns hier die Frage: Wie verewigt sich etwa das Wasser, dass Steine an den Strand spült, im Material?"

Dritte Auflage Bereits zum dritten Mal fand das Bildhauersymposium in Langenfeld statt. Der Kunstverein möchte damit Künstlern im zweijährigen Rhythmus ein internationales Forum bieten, in dem ein intensiver Austausch über Generationen hinweg stattfinden kann. Es soll sich auch eine Reflexion über den Ort ergeben, an dem Kunst entsteht.

Kunst im Dialog Künstler und Bürger sollen miteinander ins Gespräch kommen, wobei die Bürger die Gelegenheit erhalten, den Künstlern beim Arbeiten über die Schulter zu schauen.

Der Veteran Jean Paul Deller aus Belgien war als einziger bereits zum dritten Mal beim Symposium dabei und wird so "der Veteran" genannt.

Werkschau Die frisch erschaffenen Werke sind noch drei Wochen lang im Kunstraum zu sehen.