Langenfeld/Monheim „Wir raten, nicht zu viel zu kaufen“

Monheim/Langenfeld. · Interview Die beiden Neuen bei der Verbraucherzentrale kümmern sich um Lebensmittel.

Constanze Niepenberg und Astrid Mühlenbrock (v. li.) von der Verbraucherzentrale Langenfeld beraten Menschen in Not.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Verbraucherzentrale in Langenfeld hat Verstärkung bekommen. Astrid Mühlenbrock (50) und Constanze Niepenberg (40) teilen sich eine Stelle. Sie stehen Andreas Nawe zur Seite, der bisher allein vor Ort war. Wir sprachen mit den beiden „Neuen“ über Vorhaben und neue Ziele.

Mit welchen Voraussetzungen kommen Sie beide zur Verbraucherberatung Langenfeld?

Astrid Mühlenbrock: Wir sind beide alte Hasen und beide schon 15 Jahre lang bei der Verbraucherberatung NRW, nur in anderen Niederlassungen.

Wo liegen Ihre Schwer­punkte?

Mühlenbrock: Ich bin Diplomgeografin und war zehn Jahre als Umweltberaterin in der Verbraucherberatung Brühl. Ich arbeite viel aktionsorientiert und natürlich kenne ich mich durch ständige Fortbildungen auch sehr gut im Verbraucherrecht aus.
Constanze Niepenberg: Ich bin Ökotrophologin, also Ernährungsberaterin und Haushaltswissenschaftlerin, und bringe eine Menge Erfahrung auf diesen Gebieten mit.

Sie arbeiten gemeinsam mit Monheim an einem Foodsharing-Projekt?

Mühlenbrock: Lebensmittelverschwendung ist in diesem Jahr für alle 61 Niederlassungen der Verbraucherzentrale das übergeordnete Aktionsthema. Jeder Bürger wirft pro Jahr 80 Kilo Lebensmittel in die Tonne. Wir arbeiten durch Aufklärung dagegen. In Monheim unterstützt uns die stellvertretende Bürgermeisterin Laura Töpfer.

Wie sieht das Projekt aus?

Niepenberg: Am 18. September haben wir in Monheim einen Aktionsstand mit einem großen Bodenplakat. Wir arbeiten interaktiv mit Spielen beispielsweise. Mit Flyern kann man heute niemanden mehr erreichen. An unserem Stand geht es darum, Lebensmittel richtig zu lagern, nicht zu viel einzukaufen, aus Resten Leckeres zuzubereiten. Wir haben da übrigens ein sehr schönes Kochbuch. Und wenn doch etwas übrig bleibt, sollte es sinnvoll gespendet werden.
Die Verbraucher sollen sich klarmachen, welche Energie und welcher Aufwand hinter der Produktion eines Lebensmittels steckt und dass man es nicht einfach so wegwirft.

Wie wollen Sie der Verbraucherberatung Langenfeld Ihren persönlichen Stempel aufdrücken?

Niepenberg: Wir wollen uns erst einmal in unserer Region, dem Südkreis, bekanntmachen durch Info-Stände und Veranstaltungen.
Wir gehen zu Bürgervereinen, VHS und Arbeitsagentur und bieten Vorträge und Workshops von der Altersvorsorge bis zum Handyvertrag an. Und wo wir selbst nicht helfen können, vermitteln wir Spezialisten. Die Organisationen sollen wissen, dass es uns gibt.

Welches sind eigentlich die größten Probleme der Verbraucher?

Mühlenbrock: Wir haben da so unsere Evergreens. Internetverträge, die man nicht wollte. Davor sind auch Ältere nicht geschützt. Sie klicken wild rum und haben plötzlich etwas abgeschlossen. Aufgeschwätzte Handyverträge, die 50 Euro im Monat kosten, gehören auch dazu. Wobei man im Internet 14 Tage lang ein Widerrufsrecht hat, im Laden nicht. Aber wir haben als Verbraucherzentrale bei fast allen Telekommunikationsunternehmen im Südkreis interne Ansprechpartner für Notfälle.
Wir haben uns kürzlich verdeckt zu Handyverträgen beraten lassen. Das war eine NRW-weite Aktion der Verbraucherzentrale.

Was kam bei den Beratungen heraus?

Mühlenbrock: Im Prinzip wurden wir gut beraten. Allerdings gab es nirgendwo das gesetzlich vorgeschriebene Produkt-Infoblatt, wo man Laufzeit, Preis und so weiter zusammengefasst sieht. Aber wir hatten es uns schlimmer vorgestellt.

Kommen auch junge Leute zu Ihnen?

Mühlenbrock: Und ob. Schulden sind das große Thema. Meist in multipler Variante. Durch Kreditkarte, Finanzierungskauf und Handyvertrag.
Viele wollen mit ihrem kleinen Azubigehalt direkt in die eigene Wohnung ziehen und übernehmen sich völlig. Wir arbeiten präventiv aber auch am akuten Fall. Unter Umständen haben wir auch Anwälte zur Rechtsberatung.

Das kostet solch eine
Beratung bei Ihnen?

Mühlenbrock: Wir nehmen pro Beratung einen Obolus von neun Euro. Leute mit wenig Geld oder Sozialhilfe zahlen nichts. Wenn ein Fachanwalt benötigt wird, kostet das ab 20 Euro. Das kann sich zum Glück fast jeder leisten.