Langenfeld: Neue Besetzung im Stadtarchiv

Hüterin der Stadtgeschichte: Gut sechs Monate war das Stadtarchiv nur eingeschränkt zu nutzen. Jetzt empfängt Manuela Rhein die Besucher.

Langenfeld. Ein paar Schulklassen haben Manuela Rhein bereits bei ihren Recherchen zu Langenfelder Geschichte kennengelernt. "Und auch etwa zehn Bürgern konnte ich in 14 Tagen schon weiterhelfen", sagt die neue Stadtarchivarin.

Zum 1. Oktober hat die 29-Jährige, die in der Gothestadt Ilmenau/Thüringen geboren wurde, die Arbeit im Kulturellen Forum aufgenommen. Damit wurde eine sechsmonatige Hängepartie beendet. Vorgängerin Ramona Riedrich (28) hatte sich Mitte März beruflich neu orientiert, seither war die Stelle unbesetzt und das Archiv nur eingeschränkt zu nutzen.

"Die Sache hat mich schon ein bisschen ratlos gemacht", gesteht Anne Graw-Lipfert (58). Sie ist als Leiterin des Kulturellen Forums auch fürs Stadtarchiv verantwortlich. Auf die erste Ausschreibung seien nur drei Bewerbungen eingegangen, von denen keine den Anforderungen genügte.

Die von Graw-Lipfert an die Archivschulen in Marburg und Potsdam sowie die Beratungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland in Brauweiler gerichtete Bitte um Vermittlung führte nicht direkt zum Erfolg. "Unter den 27 Bewerbern in der zweiten Runde waren mehrheitlich Historiker, die zwar wissen, wie man ein Archiv nutzt, aber keine Spezialisten für dessen Aufbau und Pflege sind", sagt Graw-Lipfert.

Eine Erklärung, warum es so schwierig war, geeignetes Personal zu finden, sieht die Chefin darin, dass das Archiv als "Gedächtnis der Stadt" seit 1989 eine Pflichtaufgabe ist, "und die Studenten in den Archiven hängen bleiben, in denen sie im Zuge des Studiums praktische Erfahrungen sammeln konnten". Unter den drei Bewerbern in der engeren Wahl machte schließlich Manuela Rhein das Rennen.

Sie ist aus dem beschaulichen Michelstadt nach Langenfeld gezogen. Nach dem Abschluss des Studiums der Neueren Geschichte und der Ausbildung für das gehobene Archivwesen in Schleswig-Holstein war das Stadtarchiv der Odenwald-Gemeinde Rheins erste berufliche Station.

"Ich konnte dort aber nur ein Jahr lang an einem Verzeichnisprojekt arbeiten. Deshalb habe ich mich für Langenfeld interessiert", sagt sie. Das Rheinland sei ihr noch fremd. Aber aufgefallen ist ihr schon, dass es hier lebendiger zugeht als vor der Fachwerkkulisse von Michelstadt.

Anfragen von US-Amerikanern, die nach ihren deutschen Vorfahren forschen, seien in Hessen gang und gäbe gewesen. Im Kulturellen Forum gab es diese für Rhein noch nicht. "Doch die Ahnenforschung boomt, seit der Reform des Personenstandsgesetzes Anfang 2009. Eine dank Register leicht zu erschließende Quelle ist nun noch einfacher zugänglich ist", meint sie.

Doch noch sind die Akten aus dem Standesamt im Rathaus nicht ins Stadtarchiv. "Langenfeld ist eine Stadt der kurzen Wege. Bei Bedarf, kann ich rasch hinüber gehen, um die gewünschte Kopie zu besorgen. Das ist im Service mit drin", sagt Manuela Rhein.

Für ihre Chefin ist das dennoch eine unbefriedigende Situation. Anne Graw-Lipfert hätte das Standesamtarchiv gerne im eigenen Haus. Doch sie muss einräumen: "Den Platz haben wir nicht. Der Keller ist mit Akten und der Archivbibliothek komplett belegt. Und die zeitgeschichtliche Sammlung mit Bild- und Pressearchiv, historischen Karten sowie Bauplänen lagert schon in unseren Fluren und Büros", sagt sie.

Ob die digitale Aktenverwaltung die Raumnot löst? Archivarin Manuela Rhein glaubt noch nicht daran: "CDs halten bei weitem nicht so lange wie Papier. Die Suche nach dem idealen Speichermedium für Archive geht weiter."