Langenfeld: Probleme bleiben am Boden

Beim Fliegen findet die 21 Jahre alte Annika Kuik Entspannung. Bei der LSG Erbslöh trainiert sie für den Flugschein.

Langenfeld. Die Flügel ausbreiten und springen: Es gibt wohl keinen bekannteren Traum des Menschen, als den vom Fliegen. Für Annika Kuik (21) ist er wahr geworden. Seit drei Jahren arbeitet sie an ihrer Fliegerlizenz. Damit tritt sie in die Fußstapfen ihres Großvaters. In den Osterferien ist sie das erste Mal alleine vom Langenfelder Segelflugplatz in Wiescheid abgehoben.

"Fliegen ist schon etwas Besonderes, das hat seinen eigenen Stil", schwärmt Annika. "Wenn ich oben in der Luft bin, ist das für mich ein Entspannungszustand." Die Probleme bleiben am Boden. Die angehende Industriekauffrau hofft, so schnell wie möglich mit ihrer Ausbildung zur Segelflug-Pilotin fertig zu sein. Die erste Hürde hat sie mit dem Alleinflug genommen. Jetzt muss sie ihre fliegerischen Fertigkeiten noch im Kurven- und Seitengleitflug unter Beweis stellen.

Annika erinnert sich noch daran, wie es sich angefühlt hat, als sie das erste Mal überhaupt im Flieger saß: "Das war ganz schön aufregend. Man weiß einfach nicht was passiert." Oben in der Luft hört man dann ein leichtes Rauschen - es ist ein bisschen wie in einer Boeing. Nur das Variometer piepst zwischendurch.

Und dann heißt es: Thermik finden. "Unter Quellwolken bekommt man am meisten Aufwind", erklärt Joel Wagner (22), Pressesprecher von Annikas Verein, der Luftsportgruppe Erbslöh. Denn die seien ein Zeichen dafür, dass Luft durch die Sonneneinstrahlung nach oben strömt. "Saufgebiete, wo das Flugzeug absacken kann, gibt es hingegen über Gewässern."

Selbst wenn man alleine im Flugzeug sitzt, ist Segelfliegen ein Mannschaftssport. "Man muss sich auf die Leute am Boden verlassen können", ist Wagner überzeugt. "Und man muss geduldig sein, wenn irgendetwas nicht direkt klappt", spricht Annika aus eigener Erfahrung. Denn sie ist mit ihrer Ausbildung etwa ein Jahr im Verzug.

15 Flugzeuge gehören der Langenfelder Luftsportgruppe. Annika fliegt derzeit noch in einem leuchtend gelben Oldtimer in Holz-Stahlrohr-Bauweise. "Der verzeiht den Anfängern einiges", sagt Wagner. 2000 Euro ist der 300 Kilo-Flieger Wert. Seine Gleitzahl liegt bei 27 Kilometern. "Bei durchschnittlichen Bedingungen kann ich damit also bei einer Starthöhe von 1000 Metern 27 Kilometer weit gleiten", hat Annika gelernt. Der beste Flieger aus dem Hangar besteht aus Kunststoff und schafft 52 Kilometer - kostet dafür aber 100 000 Euro.

Warum Fliegen immer noch eine Männerdomäne ist, weiß Wagner nicht. "Das ist ein Vorurteil. Der Sport hat ja nichts mit Kraft zu tun. Es geht um Feinmotorik." Und was auch nicht stimme: Fliegen ist keine elitäres Hobby für Professoren.

Günstig ist es trotzdem nicht. Rund 50 Euro müssen Flugschüler pro Monat einplanen. Viele verdienen sich das Geld mit Zeitungsaustragen. Auch Annika hat sämtliche Starts aus eigener Tasche gezahlt. "Man muss eben ein bisschen auf andere Sachen verzichten", sagt sie.