Langenfeld: „Trio infernale“ rechnet ab

Kabarett: Die Tour-Version der „Mitternachtsspitzen“ wird im ausverkauften Schauplatz gefeiert.

<strong>Langenfeld: Hauptsache man trifft sich mal. Weil es so verdammt schwer ist, Karten für den Alten Wartesaal in Köln zu ergattern, wenn dort die WDR-Kultsendung "Mitternachtsspitzen" aufgenommen wird, gehen Wilfried Schmickler (Leverkusen), Jürgen Becker (Köln) und Herbert Knebel (Essen) jetzt "on tour". Am Wochenende machten sie Station in Langenfeld. Nur "zur Not", wie die "Crosby, Stills and Nash des Westens" in ihrem Eröffnungssong frotzelten. Doch das "Trio infernale" enttäuschte seine Fans im seit Monaten ausverkauften Schauplatz nicht. Die messerscharfen Beobachter rechneten ab: Mit Promis, Politikern, Päpsten.

Brandaktuelle Spitzen eingebaut

Sogar Brandneues hatten sie in ihre rund zweistündige Kabarett- Show eingebaut. Die Rede des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger, die Hans Filbinger zum Nicht-Nazi deklarierte, kommentierte Becker mit: "Ja, ja, Ludwig Erhard war ja auch kein Christdemokrat und der Papst ist nicht in der Kirche."

Seine ganz eigene Art von "Verständnis" brachte der Domstädter für Wolfgang Schäubles Wunsch nach einem Generalverdacht in der Gefahrenabwehr auf: "Wer 30 Jahre in der CDU aktiv ist - dazu noch unter Helmut Kohl -, der kann sich einfach nicht mehr vorstellen, dass Leute noch unschuldig sein können."

Wenn das spitzzüngige "Dreigestirn" lästerte, wurde die Führungsebene der katholischen Kirche auch schon mal zum "Sammelbecken für Grenzdebile" und der Heilige Stuhl nur deshalb zum Vorbild für die Gesellschaft, weil er im Greisenalter noch einen Job hat.

"Tommi aus Deppendorf" (Schmickler) degradierte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur "Uckermarkschen Kussschnute". Die regierenden Parteien einte er zur Mega-Partei "SPUDSU" mit ihrer Doppelspitze "Bertel" und "Meck".

Witzig, wie Schmickler und Knebel sich gegenseitig foppten: "Herbert" nannte den Leverkusener einen "ans Bayer-Kreuz genagelten Schnarchpillendreher". "Besser als im Stollen gezeugt", konterte der.

Dank des Stimmenimitators Elmar Brandt dürfte auch der "Kanzler der Herzen", Gerhard Schröder, via Video-Projektion noch einmal ein "Zwiegespräch" mit Becker halten.

Insgesamt eine gute Mischung aus Neuem und Bekannten, das endlich einmal Nicht-Kölner in Live-Atmosphäre erleben durften.