Langenfeld: Sie ist die erste Instanz beim Streit am Gartenzaun

Monika Ahrend ist für weitere fünf Jahre als Schiedsfrau gewählt. Sie ist die „Vorstelle vor der Gerichtbarkeit“. Mit der WZ spricht sie über ihre Aufgaben.

Langenfeld. "Zu mir kommt ein Mann, den zwei Frauen, die im gleichen Mietshaus wohnen, beschuldigen, sie verbal beleidigt zu haben. Er versichert mir hoch und heilig, das nie getan zu haben. Für mich stellt sich die Frage: Ist das noch friedlich zu regeln?"

Von diesem - einen ihrer jüngsten Fälle - berichtet Monika Ahrend, die in der Ratssitzung als Schiedsfrau ebenso wie der ehemalige Erste Beigeordnete Winfried Graw für weitere fünf Jahre wiedergewählt wurde.

Die 64-jährige Frisörin, die im Seniorenzentrum gegenüber dem Rathaus ihren Salon hat, ist vor fünf Jahren ein wenig unverhofft zu dieser wichtigen, ehrenamtlichen Aufgabe gekommen. "Ich kenne Magnus Staehler recht gut, und er hat mich gefragt, ob ich nicht als Schiedsfrau kandidieren wolle." Sie habe gar keine lange Bedenkzeit gebraucht, um das Angebot anzunehmen. "Wenn ihr niemanden findet, stehe ich gern zur Verfügung", hat Monika Ahrend ihm geantwortet. Der damalige Rat folgte beiden Vorschlägen, und seitdem hat sie sich bestens in das Amt, das Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl erfordert, gut eingearbeitet.

Durch ihren Beruf als Frisörin verfügt Schiedsfrau Ahrend über viel Erfahrung im Umgang mit Menschen. Jahrelang hat sie in Düsseldorf, in einer Kette von 22 Frisörgeschäften, "Feuerwehr" gespielt und immer wieder erfolgreich in irgendwelchen Auseinandersetzungen vermittelt. "Man muss geradlinig sein und demjenigen, der zu mir als Schiedsfrau kommt, davon überzeugen, dass es besser ist, miteinander zu reden, als die Konfrontation zu suchen", ist eine ihrer Maximen.

Sie nimmt regelmäßig an Schulungen teil, in denen die Auslegung neuer Gesetze vermittelt wird. Sie erhält ihre "Kunden" von der Polizei oder dem städtischen Ordnungsamt und vereinbart einen Termin. Die Bandbreite ihrer Fälle ist beachtlich. Da geht es um Stalking, um Beleidungen, Mietsachen oder auch Betrug. "Wir Schiedsleute sind sozusagen die Vorstelle vor der Gerichtsbarkeit", weiß Monika Ahrend. Sie muss sich fast ausschließlich mit Nachbarschafts-Streitigkeiten beschäftigen.

Da wartet die Besitzerin eines Reihenhauses regelrecht darauf, dass im Herbst die Blätter vom Baum des Nachbarn in ihren Garten fallen, um sich mit ihm anzulegen. "Man möchte gar nicht glauben, wie ernst solche Nachbarschaftssachen genommen werden. Genauso ist es bei Grundstücksgrenzen, die vor 30 Jahren um ein paar Zentimeter verschoben wurden, was von einem neuen Besitzer entdeckt wird", berichtet sie, hat jedoch auch erfreuliche Zahlen zur Hand: Anfangs landeten 30 bis 40 Fälle jährlich bei ihr, 2009 waren es nur noch 20. Mit gegenseitigem guten Willen lässt sich wohl doch vieles friedlich regeln.