Langenfeld bekommt ein Mobilitätskonzept Langenfeld plant die Zukunft der Mobilität

Langenfeld  · Autofahrer, Radler und Fußgänger sollen zukünftig gleichberechtigte Partner im Straßenverkehr sein. Die Stadt Langenfeld will bis 2030 alternative Angebote machen, berichtet Natalie Nellißen vom städtischen Klimaschutzteam.

Nathalie Nellißen vom Klimaschutzteam ist für das Thema Mobilität in Langenfeld zuständig.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Während der Corona-Krise haben viele Menschen ihr Auto stehen lassen und das Fahrrad für sich entdeckt. Städte wie Langenfeld könnten einiges tun, um den aktuellen Trend langfristig für sich zu nutzen und insgesamt neue Angebote für die Mobilität ihrer Bürger zu machen, sagt Natalie Nellißen vom städtischen Klimaschutzteam. Die Diplom-Ingenieurin ist hauptsächlich für das Thema Mobilität zuständig, übernimmt aber auch Aufgaben im Klimaschutz. „Autofahrer, Radler und Fußgänger sind gleichberechtigte Partner“, sagt sie.

Bis 2030 plane die Verwaltung die Fortbewegung auf weitere Standbeine zu verteilen. Neben dem Radverkehr, der bis dahin voraussichtlich auf 25 Prozent gesteigert werden könne, solle dann auch die E-Mobilität eine größere Rolle spielen. Immer mehr Senioren schafften sich E-Bikes an. Und Anbieter von E-Scootern fragten inzwischen verstärkt auch in Mittelstädten nach neuen Standorten. Selbst die kleinste Form der E-Mobilität biete Potenziale und werde in einigen Jahren einen größeren Teil der Fortbewegung als als bisher ausmachen. Auch das autonome Fahren und das automatisierte Parken – Monheim hat hier ein Pilotprojekt mit selbstfahrenden Bussen gestartet – könne ab 2030 zum Alltag gehören. „Das muss sich aber alles noch einpendeln.“

Die Heckenstraße in Langenfeld ist eine von mehreren Fahrradstraßen. Die Jahnstraße könnte hinzukommen. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Nellißen: „Langenfeld muss noch Fußgänger freundlicher werden“

Und das Privatauto habe weiterhin seine Berechtigung. „Wir wollen es nicht abschaffen.“ Gerade die Altersgruppe der 50 bis 64-Jährigen setze den privaten Pkw „sehr viel“ ein, sagt sie. Diese Gruppe sei mit dem Auto aufgewachsen und daran gewöhnt. Jüngere verzichteten hingegen immer öfter auf den Führerschein, seien mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs oder setzten auf Car-Sharing. Von den rund 60 700 Menschen in der Stadt sind aber fast die Hälfte über 50 Jahre alt.

Ab 70 Jahren nehme die Nutzung des eigenen Wagens dann kontinuierlich ab, beispielsweise weil die Sehfähigkeit nachlasse oder das Reaktionsvermögen sinke. Manche Senioren verzichteten ganz auf den Führerschein. „Wir müssen rechtzeitig auf die älteren Menschen zugehen und mit ihnen über alternative Möglichkeiten der Fortbewegung sprechen.“

Anbindung in den
Außenbezirken unterschiedlich

Gerade Senioren, die im Zentrum wohnten, erledigten ihre Besorgungen gerne zu Fuß. Deshalb müsse Langenfeld noch Fußgänger freundlicher werden und mehr Aufenthaltsqualität bieten. Der breite Flanierstreifen mit vielen Sitzmöglichkeiten entlang der Hauptstraße werde „gut angenommen“, sagt Natalie Nellißen. Und separate Fahrradstraßen könnten zusätzlich dafür sorgen, dass Radfahrer künftig stressfreier als bisher durch den Stadtverkehr kommen. Die Grünen hätten kürzlich im zuständigen Fachausschuss einen Antrag für die Treibstraße gestellt. Zweiradfahrer sollen dort bevorrechtigt sein und dürften auch nebeneinander fahren. „Es ist sinnvoll auf lange Sicht ein Netz mit Hauptrouten zu entwickeln“, findet Nellißen. „Es lohnt sich, genau hinzuschauen.“ Die Jahnstraße käme ebenfalls in Frage. „Wir warten zwar noch auf Gesetzesvorgaben des Landes, bereiten aber schon Vorschläge vor.“

Wer in den Außenbezirken lebt, muss mit unterschiedlich guten oder schlechten Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr zurecht kommen. Sei es kein Problem, von Berghausen in die City zu gelangen, sehe das beispielsweise in Wiescheid oder Reusrath schon ganz anders aus. „Wir sind dabei auf die Verkehrsunternehmen angewiesen“, berichtet die Ingenieurin. Das Mobilitätskonzept schlage hier aber für die Zukunft durchaus individuelle Lösungen vor.

„Zubringerdienste könnten per Taxi oder Shuttle organisiert werden“, sagt sie. Wichtig sei aber auch eine gute Nahversorgung in den Ortsteilen, damit die Menschen kurze, fußläufige Wege hätten, um für den täglichen Bedarf bequem einkaufen zu können.