Langenfeld: Steuerparadies ist weit sichtbar

An der A 3 macht Langenfeld mit einem Riesenbanner darauf aufmerksam, dass es ein Platz für gute Geschäfte ist.

<strong>Langenfeld. Wer in diesen Tagen auf der A 3 in Richtung Oberhausen an Langenfeld vorbeifährt, dem fällt am ehemaligen Agfa-Kühlhaus im nahen Gewerbegebiet an der Liebigstraße ein riesiges Werbebanner auf: "Steuerparadies Langenfeld: Platz für gute Geschäfte!" ist dort neben dem L-Logo und der Internet-Adresse der Stadt auf 500 Quadratmetern zu lesen. Offenbar hat es sich noch nicht weit genug herumgesprochen, dass Langenfeld nächstes Jahr schuldenfrei wird und auch noch die Gewerbesteuer in drei Schritten bis 2009 auf den niedrigsten Satz in NRW senken will. Hat die Wirtschaftsförderung eine neue Möglichkeit entdeckt, Pluspunkte beim Buhlen um Arbeitsplätze zu sammeln?

"Mit diesem Angebot hat uns der Eigentümer des Gebäudes, die Silag Handel AG überrascht", sagt Frank Schneider, Referent von Bürgermeister Magnus Staehler. Um Firmen für Langenfeld zu interessieren, die anderswo hohe Gewerbesteuerzahlungen zu leisten hätten, habe man die Offerte gerne aufgegriffen.

Dass diese Rechnung aufgehen könnte, dafür ist Silag selbst ein gutes Beispiel: Das Handelsunternehmen war erst Anfang dieses Jahres mit über 300 Beschäftigten von verschiedenen Standorten in Solingen auf das 55 000 Quadratmeter große Gelände umgesiedelt.

Neben mangelnden Expansionschancen in der Klingenstadt und dem steten Werben Langenfelds sei die Perspektive auf Gewerbesteuerersparnisse das "Sahnehäubchen" auf die Beweggründe für den Umzug gewesen, so Silag-Vorstandsvorsitzender Siegfried Lapawa bei der Bekanntgabe desCoups im Dezember 2006.

"Dass an einer der am stärksten befahrenen Autobahnen Deutschlands für die Aufbruchsstimmung geworben wird, die hier herrscht, halte ich für wichtig", sagte Lapawa gestern. Die Werbefläche werde von der erst im Juni gegründeten Silag Media vermarktet. Die Geschäftsidee, das 36 Meter hohe Gebäude für Werbezwecke zu nutzen, ist nicht neu. Schon zu Zeiten von Agfa hängten Bergsteiger bunte Banner an dessen sonst kahle Fassade. Diese Arbeit wird nun durch einen Zwei-Schienen-Aufzug erleichtert, für den die Stadt die Baugenehmigung erteilt hat.

Langenfeld ist nicht der erste Kunde, vorher warb dort bereits ein Autohersteller für seine Fahrzeuge. Bis in den Dezember hinein sei die Hälfte der im 14-tägigen oder monatlichen Wechsel vergebenen Werbezeiten schon vergeben. Der Bruttopreis für einen Monat liege bei 69 000 Euro, zuzüglich Montage und Demontage für das Banner. Lapawa: "Die Stadt hat ihr Blow Up selbst gekauft und gestaltet. Sie muss darüber hinaus nur die Kosten fürs Auf- und Abhängen tragen."

11 Million Euro Entlastung Die Gewerbesteuer wird in diesem Jahr von 403 auf 390 Prozentpunkte, 2008 um zehn Prozentpunkte und 2009 noch einmal um 20 auf dann 360 Prozentpunkte gesenkt. Parallel werden auch die Hebesätze für die Grundsteuer A um 32 und für die Grundsteuer B um 45 Prozentpunkte zurückgeschraubt. Bürger und Firmen werden Jahr für Jahr um über 11 Millionen Euro entlastet.

Rechenbeispiel Bei einem Jahresgewinn eines Unternehmens von 100 000 Euro und dem bundesweit gültigen Messbetrag von fünf Prozent werden 5000 Euro für die Gewerbesteuerberechnung zugrunde gelegt. Dieser Betrag wird mit dem jeweiligen Hebeprozentsatz multipliziert. Bei 403 Punkten sind 20 150 Euro Gewerbesteuer zu zahlen, bei 360 Punkten wären es nur 18 000 Euro. Zusätzlich werden die Firmen ab 1.1.2008 durch den Bund mit dem geringeren Messbetrag von 3,5 Prozent entlastet.