Letzter Spielzeugladen macht dicht
„Flo + Fine“ in der Stadtpassage gibt auf. Ein Grund: Viele Kunden lassen sich im Laden beraten, kaufen aber billiger im Internet.
Langenfeld. Mehr Schaufenster geht nicht. Das „Flo + Fine“ liegt wie eine Insel in der Stadtpassage an der Hauptstraße, oder besser: wie eine 140-Quadratmeter-Vitrine. Kinder, (Groß-)Eltern, Tanten können das Geschäft umrunden und von fast jeder Stelle Spielzeug gucken. Gegen das Internet aber, ein Schaufenster ohne Grenzen, hat auch dieser zwar etwas versteckt gelegene, jedoch räumlich nahezu perfekt gebaute Laden keine Schnitte. „Manche Kinder vergleichen mit ihrem Smartphone gleich vor Ort die Preise, manche Erwachsene lassen sich zum Teil umfänglich beraten und kaufen woanders“, berichtet eine Beobachterin.
Kurz: Sie bestellen online günstiger, worüber sie sich bei „Flo + Fine“ informiert haben. Inhaberin Annette Form zieht jetzt die Konsequenz daraus, dass sich das Spielwarengeschäft nicht mehr rentiert: Ende Juni macht sie dicht — nur vier Jahre, nachdem sie nach 30 Jahren in Solingen in Langenfeld eröffnete, damals als Nachfolgerin von „Abanox“. Damit werden in Langenfeld zwar noch Spielwaren verkauft — etwa bei Müller (Marktkarree) oder Real —, aber es wird in diesem Segment ab Juli kein Fachgeschäft mehr geben. Der letzte Spielzeugladen, der wie „Abanox“ ebenfalls vor vier Jahren aufgab, war das „Strothotte“ neben St. Josef. „Flo + Fine“-Inhaberin Form (58) spricht ganz sachlich von „steigendem Kostendruck“, der „Konkurrenzsituation“ und den „gesellschaftlichen Veränderungen“, die sie zur Schließung zwingen. Denn sie möchte nicht den Eindruck erwecken, als gäbe sie „den Kunden“ die Schuld.
„Wir haben sehr viele treue Kunden. Ihnen sind wir ebenso dankbar wie für das immer wieder schöne Erlebnis, die Kinder zwischen unseren Regalen spielen zu sehen. Aber am Ende ist es entscheidend, ob ein Laden sich rechnet.“ Eine Hypothek dabei: Immer mehr Verbraucher nutzen Geschäfte vor Ort als „Showroom“ von Amazon und Co. oder shoppen gleich ganz im Internet. Zu den Warensegmenten, die diesen Trend besonders zu spüren bekommen, zählt der Sportbedarf. „Das Thema Tennisschläger etwa ist durch“, sagt Jörg Schmidt, Geschäftsführer von Intersport im Sass am Markt: „Die verkaufen wir nur noch an Anfänger — das Geschäft mit Vereinsspielern ist fast komplett ins Internet abgewandert.“ Dennoch gelingt es ihm und seinen Mitarbeitern, sich ihre Brötchen im Laden zu verdienen — wie das? „Weil wir uns spezialisiert haben, besonders auf den Bereich Running. Und hier einen Service bieten, den es im Internet nicht gibt. Etwa die Fußmess-Analyse mit Erfassung des Abdruckverhaltens.“ Und wenn ein „Kunde“ den Service mitnimmt und dann Billigalternativen ergoogelt?
„Dann machen wir ihm ein Best-Price-Angebot“, sagt Schmidt. Wichtig — gerade mit Blick auf die Jugend — sei überdies der eigene Online-Shop: Dank seines bundesweiten Markendachs kann Intersport damit aufwarten. Die Einzelkämpfer unter den Einzelhändler aber können oft nur zuschauen. Besonders für sie will die Stadt bis Herbst unter dem Label „Future City“ ein digitales Schaufenster aufbauen. „Jedes Geschäft soll in dem Portal mindestens mit seiner ,Visitenkarte’ präsent sein, besser noch mit einer Darstellung seines Sortiments oder — optimal — mit einem eigenen Online-Shop“, sagt Citymanager Jan Christoph Zimmermann. „Es wird Zeit, damit in die Pötte zu kommen“, fordert Buchhändlerin und CDU-Ratsfrau Hiltrud Markett.
„Richtig“, meint auch Zimmermann, gibt aber zu bedenken: „Auch wenn wir die Plattform stellen — den Daten-Input liefern müssen die Händler.“