Monheim feiert seine neuen Tollitäten
Bernd und Silke Artelt regieren in dieser Session die Jecken in Monnem.
Monheim. Um kurz nach 21 Uhr ist es am Samstagabend soweit. Das jecke Volk in der rappelvollen Festhalle Bormacher jubelt begeistert, als der Larida-Marsch ertönt. Lange hat das Publikum warten müssen, um den närrischen Regenten endlich sehen zu können. Die Stimmung ist am Siedepunkt, als Prinz Bernd II. mit Prinzessin Silke und Gefolge zur Proklamation den Saal betritt. „Ein geiler Moment“, meint der Prinz am Tag danach. „Darauf haben wir sehr lange gewartet.“
Die beiden stehen bereits seit längerem auf der Liste für das höchste Amt im Monheimer Karneval. Für die Gromoka ist die Wahl bemerkenswert — vor allem, weil der Prinz aus den Reihen der Schwalbenjecke kommt. „Das hat für uns eine besondere Bedeutung“; meint Sitzungspräsident Moritz Peters. Hintergrund ist ein 15 Jahre alter Zwist zwischen Schwalbenjecke und Gromoka, der inzwischen allerdings längst beigelegt ist.
Damals hatte die Große Monheimer Karnevalsgesellschaft Probleme mit dem Sitzungssaal in der Festhalle Bormacher. Durch neue Sicherheitsbestimmungen war die Kapazität der Halle begrenzt — und zu gering, damit sich die Sitzungen noch lohnen. Zeitgleich etablierten die Schwalbenjecke ihre Sitzung in der Sandberghalle. Die Konkurrenz sorgte für Streit zwischen den damals Verantwortlichen.
Die Idee, für eine Session in das Ornat zu schlüpfen, hatte der zweifache Vater Bernd Artelt, nach eigenem Bekunden „nicht mehr ganz nüchtern“, vor knapp drei Jahren. Seit rund 40 Jahren lebt der gebürtige Herforder in Monheim. Seine Eltern verschlug es damals aus Ostwestfalen ins Rheinland. Seit 2001 ist er bei den Schwalbenjecke. Er freut sich auf „seine“ Session — und die rund 180 Auftritte, die auf das Prinzenpaar zukommen.
„Der graue Alltag ist vorbei. Ab jetzt regiert die Narretei!“, sagt er in seiner Rede, die er, getreu dem Sessionmotto „D´r Monnemer fiert Karneval — App jetzt och multimedial“, von einem Tablet abliest. „Das, was ein Prinz heut wirklich braucht, findet er alles in der Cloud.“ Doch plötzlich streikt das mobile Gerät. „Error 404 — was soll der Driss? Die Technik macht mich raderdoll — bringt mir die Prinzenroll!“ Dann liest Prinz Bernd seine Rede wieder traditionell und ganz analog von Papier ab.
Musikalisch ist er ebenfalls. Einen Teil seiner Ansprache singt er und spielt dazu Gitarre. Das kommt gut an. Seit seiner Jugend spielt er das Saiteninstrument. Beruflich ist er als Bauleiter tätig. Seine bessere Hälfte arbeitet bei einer Versicherung. Auch der „Abendstern des Monheimer Karnevals“ (Peters) freut sich auf die Session. „Ich bin im Grunde seit ich auf der Welt bin jeck“, sagt die gebürtige Düsseldorferin. „Wir sind sehr stolz, dass wir nun das Monheimer Prinzenpaar sind.“ Damit gehe ein Traum für sie in Erfüllung.