Monheim: Leidenschaft für alte Rechenmaschinen

Sammler Reinhold Rehbein besitzt rund 600 alte Apparate. Eine Auswahl ist ab Sonntag im Deusser-Haus des Heimatbundes zu sehen.

Monheim. In Reinhold Rehbeins Keller riecht es nach Gummi. Es sind die Walzen alter Schreibmaschinen, die noch Jahrzehnte nach der Herstellung einen charakteristischen Duft absondern. Spuren alkoholischer Aromen von Schmierfett und Öl aus mechanischen Rechenapparaten mischen sich in die Atmosphäre.

Der 61-jährige Sammler zeigt ab Sonntag einige seiner historischen Rechner im Deusser-Haus des Heimatbundes. Mit umgehängter Lesebrille, in Kleidung, so schwarz wie die Gehäuse seiner Apparate, sortiert er die Stücke für den Transport.

"Man kann damit nicht einfach losrechnen", erklärt er anhand einer "Lipsia" von 1923: "Man muss wissen, was man will." Zur Vorbereitung stellt er die weißen Zahlen der Anzeigen auf Null, schiebt die Stahlhebel im Eingabewerk zurück. Dann rastet er die ersten Ziffern ein - und dreht schließlich an der Kurbel: "Tschok-tschok" klingt es aus dem Getriebe. Das erste Zwischenergebnis erscheint im Anzeigewerk. Noch ein paar Umdrehungen, dann ist die Multiplikation abgeschlossen.

Die Sammler kennen die charakteristischen Geräusche ihrer Schätzchen. Für die "Mercedes Euklid" - ein Apparat, so schwer wie ein Wasserkasten - ist eine bestimmte Teilungsrechnung bekannt, die das Werk dazu bringt, im Rhythmus des Radetzky-Marsches zu rattern. "Wenn es nicht funktioniert, hat die Maschine einen Fehler", sagt Rehbein grinsend.

Der Ausgangspunkt seiner Sammlung aus rund 600 Apparaten ist eine Adix Rechenmaschine. Damit kann man Zahlenkolonnen summieren - bis 999, dann braucht man einen Zettel, um sich den Übertrag zu notieren. Rehbeins Vater hatte das handtellergroße Kästchen im Krieg erhalten, schenkte es seinem Sohn. "Die ist nicht so selten, aber für mich ist es die wertvollste", erklärt der Sammler.

Alle Maschinen will Rehbein funktionstüchtig erhalten. Wenn irgendwo etwas hakt, nicht gleich einrastet, macht sich der gelernte Büromaschinenmechaniker auf die Fehlersuche. In seiner Werkstatt kann er jeden Rechner, jede Schreibmaschine reparieren.

Rehbeins Spezialität sind Schnittmodelle von Rechenmaschinen. Vorsichtig zerlegt er einen Apparat, präpariert das Herz des Getriebes heraus. Er macht sichtbar, welches Teil rechnen kann, präsentiert dann das Modell neben einer intakten Maschine. Museen wie das Arithmeum in Bonn arbeiten mit dem Monheimer zusammen, um solche Modelle zeigen zu können.

Die Lücken der Sammlung sind laut Rehbein vor allem Kleinigkeiten. Einen großen Wunsch hat er aber: eine Malling-Hansen: eine 1865 patentierte, schwedische Schreibmaschine, die auch "Schreibkugel" genannt wird. "Die ist fast komplett aus Messing und glänzt wunderbar", schwärmt der Sammler. Weltweit weiß man noch von 18 Exemplaren.