Monheim „Die Leute gucken uns komisch an“

Monheim. · Eine Umfrage zeigt, dass Monheim beim Thema Migranten und Flüchtlinge gespalten ist.

Das Erntedankfest sehen viele als erfolgreiches Integrationsbeispiel.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In Monheim funktioniere das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Die hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund machen kaum Erfahrungen mit Diskriminierung oder Ausgrenzung. So positiv hat sich der überwiegende Teil der Befragten geäußert, die sich an einer Umfrage der Stadt beteiligt haben. Viele sehen von keinerlei Handlungsbedarf für die Stadt, einzugreifen. Für dieses Thema sei jeder selber verantwortlich, heißt es. Außerdem biete die Stadt schon genügend Angebote für ein vielfältiges Miteinander. Wer möchte, könne jeden Tag mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen, sagt beispielsweise ein Bürger.

Einige Befragte wünschen sich indes mehr gemeinsame Festivitäten – als positives Beispiel wird das Fastenbrechen genannt – interkulturelle Aktivitäten wie gemeinsames Musizieren oder Kochen oder Begegnungsstätten, wo sich Angehörige unterschiedlicher Religionen treffen können. Im Grunde, so beklagen sie, zerfalle Monheim in zwei separate Welten, von einem wirklichen Miteinander keine Spur. „Hier in Monheim gibt es ein getrenntes Leben: Im Viertel leben wir Ausländer und da drüben die Deutschen“, sagt ein Passant am Ernst-Reuter-Platz. Die Mehrheit dieser Bewohner lobt zwar das harmonische Miteinander innerhalb des Multikulti-Viertels, nimmt aber auch die Abneigung der außerhalb wohnenden Menschen wahr. „Die Leute gucken uns komisch an, …..umklammern ängstlich ihre Tasche“, sagt ein Bürger. „Es sollte nicht sein, dass in einem Viertel vor allem Ausländer leben“, sagt ein Passant am Ernst-Reuter-Platz: „Deutsche fühlen sich hier unwohl.“ Und wo man unter sich sei, sei auch die Motivation, Deutsch zu lernen, gering ausgeprägt.

Flüchtlinge würden teilweise als Sicherheitsproblem bezeichnet

So beklagt ein deutschstämmiger Monheimer, dass gerade viele arabische und türkische Frauen auch nach Jahrzehnten kein Deutsch sprächen. Er empfindet insbesondere „die Sprachenvielfalt“ beim Kaufland-Besuch als unangenehm: „Man hat das Gefühl, dass negativ über einen gesprochen wird.“ Hier relativieren sich auch die Aussagen vieler Monheimer mit Migrationshintergrund, sich nicht diskriminiert zu fühlen. Im Berliner Viertel „kann man in seiner eigenen Kultur leben“ – ohne schief angeguckt zu werden. Aus Sicht der Deutschen wird aber gerade dies als Ausprägung einer „Parallelgesellschaft“ gesehen. Als Gegenmittel empfiehlt beispielsweise ein Bürger eine gezielte Durchmischung der Schülerschaft an der Hermann-Gmeiner-Schule.

Überdies sind auch die Bewohner des Viertels nicht völlig unvoreingenommen – etwa gegenüber den neu zugezogenen Flüchtlingen: Es finde eine deutliche Abgrenzung statt, behauptet eine Passantin am Zille-Platz Sie kritisiert konkret die fehlende psychologische Hilfe für traumatisierte Flüchtlingskinder, die ihrer Ansicht nach in eine Kita gehörten. Die Flüchtlinge werden teilweise als Sicherheitsproblem bezeichnet. „Ich lasse meine Kinder nicht allein raus“, sagt die Bewohnerin. Ein anderer Bewohner erklärt, dass sich „Mädchen nachts nicht mehr auf die Straße trauen“.

Auch in Baumberg meinen einige Bürger angesichts des Zuzugs von Migranten einen Negativtrend wahrnehmen zu können, angeprangert werden Vermüllung und unbeaufsichtigte Kinder. Gerade ältere Bürger geben an, im Dunkeln einsame Wege zu meiden – aus Angst vor Überfällen.

Auch Sozialneid tritt in einigen der Aussagen zutage: Angesichts des Mangels an altengerechten Wohnungen wird die Vergabe von kostengünstigen Wohnungen an Flüchtlinge kritisch gesehen. Die mageren Renten der Einheimischen werden mit angeblichen Vergünstigungen für diesen Bevölkerungskreis verglichen.