Monheim Streit um Tunnel-Finanzierung

Monheim. · Stadt und Kirche zanken sich, wer den Rückbau des Tunnels vom Altenheim zur alten Klinik bezahlt.

Bauleiter Wolf Rüdiger Battige erlaubt einen Blick in den unterirdischen – inzwischen zum Teil zugemauerten – Durchgang zwischen Altenheim und früherem Krankenhaus.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Tunnel unter der Alten Schulstraße gibt Rätsel auf. Kaum einer wusste mehr, dass es ihn gibt. Kaum einer ist jemals darin gewesen. Verbürgte Fakten über die Erbauung sind derzeit gefragt, aber nicht vorhanden.

Denn Stadtverwaltung und katholische Gemeinde streiten darüber, wer den Rückbau des Tunnels, der vom ehemaligen Krankenhaus bis zum heutigen St.-Marien-Altenheim führt, bezahlt. Beim Bau des Gesundheits-Campus ist er im Weg. Die Kanäle, die dort verlegt werden sollen, werden größer als die alten, damit der Campus ausreichend versorgt werden kann und auch die Entsorgung funktioniert, erläutert Andreas Apsel, im Monheimer Rathaus zuständig für den Tiefbau. „Wir haben die Pfarrgemeinde aufgefordert, den Tunnel entweder zeitnah zurückzubauen oder die Kosten für die Beseitigung zu übernehmen“, beschreibt er den Status Quo. „Wir können den Rückbau im Rahmen der Kanalsanierung ausschreiben“, nennt er die Optionen.

Die katholische Pfarre reagiert deutlich. „Den Tunnel in so kurzer Zeit zurückzubauen ist unmöglich“, sagt Pfarrer Burkhard Hoffmann, Pastor an St. Gereon. Wenn die Stadt die Arbeiten ausschreiben wolle, könne sie das gerne tun. Aber zahlen werde seine Gemeinde dafür nicht, fasst er die Antwort an die Stadt zusammen. Doch so einfach wird es wohl nicht. „Wir müssen klären, wer rein rechtlich für den Tunnel verantwortlich ist“, sagt Bernd M. Wehner vom Kirchenvorstand. Der Pfarrgemeinde gehört sowohl das Krankenhaus- als auch das Altenheimgrundstück. Auf beiden Seiten werden nun die Archivare bemüht, die Unterlagen finden sollen, die etwas über Eigentumsverhältnisse und Bauherrn aussagen. „Irgendwer muss den Tunnel ja genehmigt haben“, meint Wehner.

Statue soll eventuell auf dem Campus aufgestellt werden

Aber vielleicht sei das Projekt nur mündlich besiegelt worden. In Protokollen des Kirchenvorstands sei die Planung des Tunnels zwar erwähnt, aber nicht, wer wann den Bauauftrag vergeben habe. Eine so genannte Baulast sei bei der Stadt offenbar nicht eingetragen worden. Auf einem städtischen Lageplan von 1974 sei der Tunnel jedoch eingezeichnet, ergänzt Wehner.

Fest steht, dass der Tunnel das ehemalige Schwesternheim unterirdisch mit dem Krankenhaus verbunden hat. „Damit die Schwestern, die das Krankenhaus damals betrieben haben, im Falle eines Notfalls trockenen Fußes und ungefährdet ins Krankenhaus eilen konnten“, sagt Pfarrer Hoffmann. Die Schwestern des Dernbacher Ordens haben die Klinik von 1909 bis 1992 betrieben. Danach übernahm kurzfristig die katholische Gemeinde, bevor K-Plus kam und 2103 aufgab.

Bauleiter Wolf Rüdiger Battige, der die Abrissarbeiten des alten Krankenhauses leitet, wartet ab, wie die beiden Parteien sich einigen und was dann mit dem Tunnel passieren wird. Er erlaubt einen kurzen Blick in den etwa 40 Meter langen Tunnel, der vom Keller des alten St.-Joseph-Krankenhauses aus zu betreten ist. Am anderen Ende ist der weiß gekachelte Schlauch verschlossen, die abgedichtete Tür zu sehen. Anhaltspunkte für die Entstehungszeit liefert eine Broschüre, die SPD-Ratsherr Werner Goller aus dem Regal zieht. Dort ist nachzulesen, dass das St.-Joseph-Krankenhaus (1909 erbaut) während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde und 1959 wieder in Betrieb ging.

1966 war das Schwesternheim für die Armen Dienstmägde Jesu Christi eingeweiht worden. So steht es in den „Monheimer Kulturbildern aus Geschichte und Gegenwart“, von Fritz Hinrichs. Naheliegend, dass auch der Tunnel aus den 60er Jahren stammt.

Am 14. Dezember 1966 schenkte die Stadt den Schwestern eine Statue. „Die steht derzeit auf dem katholischen Friedhof“, weiß Kirchenvorstand Wehner. Sie soll möglicherweise auf dem Campus aufgestellt werden.