Neue Kredit-Richtlinie kostet Banken und Sparkassen viel Zeit

Der Immobilienverband fordert Nachbesserungen des Gesetzgebers. Er setzt seine Hoffnung dabei auf die Bundespolitik.

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Langenfeld/Monheim. Baugenehmigungen auf Rekordhöhe, Zinsen für Baukredite niedriger als je zuvor, die Baubranche boomt. Dennoch warnt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) vor dunklen Wolken am Häuslebauer-Himmel. Sie sieht durch die zum 21. März in Kraft getretene EU-Kreditrichtlinie die Bauwünsche junger Familien oder älterer Menschen bedroht. Verkürzt besagt die Neuregelung, dass Kunden einen Kredit bis zum Lebensende tilgen sollen und dass die Immobilie und das Grundstück selbst nicht mehr als alleinige Sicherheit dienen dürfen. „Wer heute neu bauen oder umbauen will, sollte also flüssig sein“, sagt die IG Bau-Bezirkschefin Doris Jetten.

Bei der Stadt-Sparkasse Langenfeld und der Volksbank Rhein-Wupper verursacht die Richtlinie deutlich mehr Arbeit. Die befürchteten drastischen Auswirkungen sind nicht zu erkennen. „In unserer sorgfältigen Beratungsarbeit ändert sich inhaltlich wenig, aber wir müssen alles frühzeitig und komplett dokumentieren“, so Regina Mehring von der Stadt-Sparkasse Langenfeld. „Wir lassen keinen Kunden im Regen stehen“, lautet die Devise. Das jetzt aufgezeigte Zeitfenster (Tilgung bis zum 75. Lebensjahr) nennt Mehring eine „Herausforderung“, der mit Kreativität begegnet werden muss. Es sei vor allem nicht nachvollziehbar, dass erkennbare Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Einkommen oder des Immobilienwerts nicht mehr in die Finanzierung einfließen dürfen.

Beratungen, früher in gut einer Stunde abgewickelt, dauern jetzt rund die doppelte Zeit. Vorstandsvorsitzender Dirk Abel hofft, „dass die Erfahrungen der ersten Monate den deutschen Gesetzgeber zu Korrekturen an der Regelung veranlassen“.

Dirk Abel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Langenfeld.

Thomas Reiser, Leiter der Volksbank Rhein-Wupper Filiale in Langenfeld, hält die Neuregelung und den Aufwand für übertrieben. „Deutschland hat die EU-Vorgaben besonders intensiv befolgt, ist über das Ziel hinausgeschossen“, so sein Empfinden. „Wir haben auch bisher die Kunden schon langfristig beraten, dazu gehört, die Situation zum Ende der Kreditlaufzeit zu thematisieren“. Kritisch sei die Neureglung allerdings, weil sie die schwierigen Rahmenbedingungen verstärke.

Guido Boes, Chef der Boes GmbH Bauträgergesellschaft, bestätigt den Fall eines 57-jährigen Kunden, der die Hausbank wechseln musste, ehe er eine, den neuen Richtlinien entsprechende Finanzierung vorweisen konnte. „Es ist gut, die Verbraucher zu schützen, aber bedenklich, wenn damit Lebensälteren eine sinnvolle Investition verwehrt wird,“ so der auch als Makler tätige Kenner des örtlichen Immobilienmarktes. In allen Fällen verlängert sich die Bearbeitungszeit deutlich. „Früher dauerte es rund 14 Tage, bis eine Finanzierung geklärt war, jetzt warten wir oft bis zu sechs Wochen, häufiger kommen Gutachter“, nennt Hendrik Marcial, Vertriebsleiter bei Paeschke GmbH, die Auswirkungen. „Die Schwierigkeiten haben primär die Kunden.“