Pete York in Langenfeld: Der Auftritt einer Legende
Schlagzeuger Pete York bescherte den Besuchern am Samstagabend mit Verstärkung Musik der Extraklasse.
Langenfeld. Die Stöcke wirbeln über die Tom Toms, crashen auf die Becken. Der stämmige Schlagzeuger mit der randlosen, schmalen Brille wirft einen Überschlag mit dem rechten Stock, noch einen, lässt den Stock fallen, spielt trotzdem weiter.
Gut 140 Musikfreunde jeden Alters feierten am Samstag Pete York und sein Trio mit Saxophonist Claus Koch und Kuno Kürner am Klavier. Im kleinen Saal des Kulturzentrums klopften die Zuhörer beim "Jazz Spezial" mit strahlenden Gesichtern den Takt auf den Schenkeln, gaben Zwischenapplaus für jedes Solo.
"Schlagzeug spielen ist sehr gesund", behauptet York. Man möge ihn anschauen, er sei 93 Jahre alt. Damit übertreibt der 68-Jährige, aber die Vitalität des Engländers ist in jeder Sekunde zu spüren. Bei lockeren Handgelenken holt er die Kraft der Schläge mit kreisförmigen Bewegungen aus den Schultern, aus dem ganzen Körper.
York ist seit den 1960er-Jahren als Schlagzeuger bekannt. Er war Gründungsmitglied der Beat-truppe Spencer Davis Group, spielte mit Eric Clapton, Klaus Doldinger und Chris Barber. Sein Auftritt als Schlagzeuger Howard Risk in Helge Schneiders Film "Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm" markierte den Beginn der Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Multi-Künstler und machte ihn in Deutschland noch bekannter.
Zuhörerin Ulrike Völker hat York zuerst mit Schneider zusammen gehört: "Von der Musik war ich begeistert", schwärmt die Düsseldorferin. "In dem kleinen Saal sind Mimik und Spielfreude der Musiker hautnah zu sehen", freut sie sich.
In einer charmanten Mischung aus Deutsch und Englisch moderiert York den Abend. Der rote Faden ist das Leben des einflussreichen, amerikanischen Schlagzeugers Gene Krupa. "Ohne ihn gäbe es nicht so viele Drummer", sagt York. Die Bands von Chick Webb, Benny Goodman und Krupa skizziert das Trio mit Songs wie "Stomping at the Savoy", "Topsy" und "Sing Sing Sing". Saxophonist Claus Koch übernimmt die runden Klarinettenklänge Goodmans. "Spielen wir die Einleitung?", fragt Kürner: "Why not? Das ist ein intelligentes Publikum", gibt York launig zurück.
Der temperamentvolle Stil Krupas habe ihn sehr inspiriert, so York: "I loved him, obwohl ich ihn nie getroffen habe."
Zur Zugabe "I got rhythm" geht York über die Bühne, spielt mit seinen Stöcken auf dem Boden, auf den Beinen von Kürners Klavierhocker, auf den Lautsprecherboxen. Das Publikum johlt und pfeift.
Nach 45 Jahren, so York, sei er zum ersten Mal im Schauplatz: "Wenn es bis zum zweiten Mal wieder so lange dauert", witzelt der Schlagzeuger, "sehe ich ganz anders aus."