Ratten: Städte wollen selbst handeln

Langenfeld und Monheim wollen die 2017 getroffene Vereinbarung mit dem Kreis wieder kündigen. Sie sind unzufrieden mit der Rattenbekämpfung.

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Langenfeld/Monheim. Sie leben in beiden Städten zu Zehntausenden unter uns. Meist tun die Ratten das unbemerkt, aber wenn sie sich im Gesichtsfeld des Menschen doch blicken lassen, geht es ihnen an den Kragen. Denn sie gelten im Sinne des Infektionsschutzgesetzes als Gesundheitsschädlinge, von denen Krankheitserreger auf Mensch und Haustier übertragen werden können.

Anfang vergangenen Jahres hatte der Kreis Mettmann von den zehn kreisangehörigen Städten die Aufgabe übernommen, den Rattenbestand zu verringern. Doch Langenfeld und Monheim sind mit dieser Praxis unzufrieden, wollen daher die Vereinbarung mit dem Kreis wieder kündigen.

Nach Angaben von Ordnungsamtsleiter Christian Benzrath wurde in Langenfeld seit Januar 2017 der Rattenbestand nicht so eingedämmt wie es sein sollte. „Im städtischen Haushalt waren im vergangenen Jahr für die Bekämpfung in öffentlichen Schmutzwasserkanälen 90 000 Euro eingestellt, aber nur 12 000 Euro verbraucht worden.“ Und von weiteren 13 000 Euro für die Rattenbekämpfung auf oberirdischen Grundstücken seien nur 150 Euro abgerufen worden.

Eigentlich sollte die auf den Kreis übertragene Zuständigkeit bewirken, dass Ratten in allen zehn Städten wirksamer der Garaus gemacht wird als bis Ende 2016 geschehen. Nach der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung seien Köder systematisch auszulegen. Laut Benzrath sollte die beauftragte Fachfirma zunächst in der Langenfelder Schmutzwasserkanalisation „flächendeckend mit Placebo-Stücken feststellen, wo sich die Ratten aufhalten. Dann werden an diesen Stellen Giftköder ausgelegt.“ In öffentlichen Grünflächen würden hierzu Giftköder-Boxen platziert. In Langenfeld hätte die Fachfirma vereinbarungsgemäß 2900 Schmutzwasserschächte belegen müssen, habe dies aber nur bei 797 Schächten getan. Unzufrieden äußerte sich Benzrath auch über die schriftliche Dokumentation der Belegungen, die sich anfangs zwei Fachfirmen geteilt hatten.

Oberirdisch sind seit Anfang 2017 Grundstückseigentümer verpflichtet, Rattenbefall erstens zu melden und zweitens auf eigene Kosten zu beseitigen; sei es durch Schlagfallen aus dem Fachhandel oder durch Beauftragung eines Schädlingsbekämpfers. Im öffentlichen Raum wurden laut Benzrath 2017 in Langenfeld an sieben Stellen Ratten bekämpft.

Im Langenfelder Ordnungsausschuss stimmten alle Politiker dem Verwaltungsantrag zu, den Vertrag mit dem Kreis zu kündigen und die ungeliebten Nager wieder selber zu bekämpfen. „Wir wollen die Hoheit über unsere Ratten wiedererlangen“, merkte Dieter Braschoss (CDU) an. Gerold Wenzens (BGL) bezeichnete die Vereinbarung mit dem Kreis als „Schuss in den Ofen“.

Auch in Monheim stimmen die Stadtpolitiker in der heutigen Sitzung des Sozialausschusses darüber ab, die Ratten-Vereinbarung mit dem Kreis zu kündigen. Die städtische Bereichsleiterin Christiane Schärfke kritisiert, dass in den ersten 14 Monaten die Belegung der Kanäle mit Ködern „mehr als schleppend verlief und verläuft“.