Richrather Schützen entdecken Facebook
Tradition trifft Moderne: Die Richrather St. Sebastianus Bruderschaft hat dank des sozialen Netzwerks wieder junge Mitglieder.
Langenfeld. Die Schützen wahren ihre Traditionen. Glaube, Sitte, Heimat, haben sie sich auf ihre Fahnen geschrieben. Ist das zeitgemäß? Spricht das Jugendliche an? Die St. Sebastianus-Bruderschaft Richrath stand 2010 vor einer kritischen Situation. Sie hatten keine Schüler- und Jungschützen. Die jüngeren Schützen, die die Abteilung noch hochhielten, waren ins „Alter“ gekommen, mit 25 Jahren waren sie der Jugend entwachsen, traten den „Senioren“ bei.
„Es ist nicht so einfach, die jungen Leute von den Idealen der christlichen Bruderschaften zu überzeugen, die sitzen lieber vor dem Computer“, sagten Norbert Brand, Jungschützenmeister, und Guido Musanke, Leiter der Jugend- und Schülerschützen. Doch ausgerechnet die neuen Medien halfen, den Nachwuchs in Richrath zu erhalten.
Zum Patronatsfest 2011 gab es wieder Jung- und Schülerschützen. Dank Facebook. Lisa-Marie Brand (23), Tochter von Norbert Brand, startete einen Aufruf auf Facebook und erhielt viele Nachfragen. Viele erkundigten sich nach den Sebastianern. Jetzt gibt es wieder eine Schützenjugend in Richrath.
Unter den 16 Mitgliedern sind auch sechs Mädchen. Die dürfen genau wie die Jungen auf den Vogel schießen. 2011 hat es noch nicht geklappt, doch zum Schützenfest 2012 könnte es durchaus eine erste Schülerprinzessin oder eine Tellkönigin werden. Beim Spielmannszug, der den Sebastianern angegliedert ist, dürfen die weiblichen Mitglieder schon länger auf den Vogel zielen.
„Wir müssen unsere Strukturen immer wieder überdenken“, sagt Norbert Brand (49). „Wir wollen den Jugendlichen auch ein Freizeitprogamm bieten.“ Natürlich gehöre das Training im Schießkeller dazu. Doch nur auf die Karten zu zielen, sei zu wenig. So werden Ausflüge organisiert, es wird Billard gespielt, es geht ins Kino oder zum Bowling. „Unsere Jugendlichen ziehen gut mit“, sagen Brand und Musanke.
„Bei den Schützenfesten oder beim Patronatsfest beginnt der Tag immer mit einer Messe. Da fehlt keiner.“ Wer länger bei den Nachwuchsschützen ist, merkt, dass es nicht nur um Geselligkeit geht, sondern auch um Gemeinschaft. „Jeder kann sich einbringen, etwas für die anderen tun“, sagen Brand und Musanke.
Damit die Bruderschaft nicht wieder um den Schützennachwuchs bangen muss, will man den Kennenlerntag, zu dem am Sonntag erstmals in die Schützenhalle eingeladen wurde, zu einer Institution machen. Vorführungen der Nachwuchsabteilung des Tanzcorps „Echte Fründe“ und des Spielmannszuges, Hindernisparcours, Kinderschminken und der Auftritt eines Clowns begeisterten die kleinen und größeren Gäste.
Natürlich wurde auch der Schießkeller gezeigt, wo die Schüler mit Lasergewehren und die Älteren mit Luftgewehren schießen. Wer mitmachen will, ist herzlich willkommen. Wer unter 18 Jahren ist, braucht das Einverständnis der Eltern. Doch ist der Bruderschaft daran gelegen, die Eltern der Neuen kennenzulernen. „Wir feiern gemeinsam, nicht nur Schützenfest, auch Weihnachten. Es wäre schön, wenn die ganze Schützenfamilie durch neue Mitglieder gestärkt würde.“