Stau auf der Datenautobahn

Netzausbau der Stadt liegt hinter dem Zeitplan. Der Alleingang wird unter anderem vom Industrieverein kritisiert.

Langenfeld. Eigentlich sollte sie schon längst laufen, die Datenautobahn der Stadt. Vor einem Jahr hieß es noch, im Juli 2011 sollten die Arbeiten für das 13,5 Kilometer lange Glasfaserkabelnetz beendet sein. Aber es fehlen beispielsweise noch Abzweige zur Feuerwehr und zum Schwimmbad. Auch einige Schulen, wie die Paulusschule und die Schule Gieslenberger Straße, sind noch nicht angeschlossen. „Wann die Maßnahme abgeschlossen sein wird, kann ich nicht hundertprozentig sagen“, sagt Wolfgang Honskamp, Referatsleiter Umwelt, Verkehr und Tiefbau.

Viel mehr als die Verzögerungen regt aber eine andere Tatsache zur Diskussion an: Das Datennetz ist ausschließlich für städtische Einrichtungen gedacht. Zwei Millionen Euro lässt sich die Stadt die Eigenversorgung kosten. Bei Unternehmern und auch Vertretern aus der Politik wird kritisiert, dass Privathaushalte und vor allem Firmen nicht bedacht werden. Denn die Lichtwellenkabel können weit mehr Daten gleichzeitig übertragen als zum Beispiel Kupferdrähte oder Funk und das mit einer 50-fach höheren Geschwindigkeit — das wäre gerade für Unternehmen ein wichtiger Fortschritt.

„Das Datenvolumen, das die Stadt in einer Woche verbraucht, benötigen einige Firmen an einem Tag“, sagt Sascha Steinfels, SPD-Parteivorsitzender. Das städtische Netz müsse langfristig geöffnet werden.

Auch Gerhard Witte, Vorsitzender des Industrievereins Langenfeld, drängt zu einer Lösung. „Wir haben damals, als das Thema Glasfasernetz aufkam, lange mit der Stadt diskutiert. Doch die wollte ein geschlossenes System, das muss man akzeptieren“, sagt Witte. Allerdings: „Wenn eh die Straße aufgebuddelt wird, warum nicht einem Kommunikationsanbieter die Chance geben, ebenfalls Kabel zu verlegen?“

Die Idee gab es auch bei der Stadt. Es wurden sogar Verhandlungen mit „Net Cologne“ geführt. „Aber die Zusammenarbeit ist an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert“, sagt Honskamp. Deshalb verlegt der Mobilfunkanbieter jetzt auf eigene Faust ein Glasfaserkabelnetz in Langenfeld. Das gemeinsame Projekt mit der Stadt sei „sorgfältig geprüft worden“, sagt Net-Cologne-Sprecherin Judith Schmitz. Der gewählte Alleingang sei „bei Betrachtung aller Faktoren die wirtschaftlichste Möglichkeit des Ausbaus“ gewesen.

Noch in diesem Jahr soll der Net Cologne-Trassenbau von Leverkusen bis Langenfeld fertiggestellt sein. Das Gewerbegebiet an der Raiffeisenstraße tangiert westlich direkt den Kabelverlauf, Firmen könnten problemlos angeschlossen werden. Der Katzberg liegt räumlich nicht direkt am Netz — wird demnach nicht angeschlossen.

„Die Situation ist einfach unbefriedigend. Auch viele Wohngebiete haben eine sehr schlechte Internetverbindung. Das muss sich ändern“, sagt Witte. Die Mitglieder des Industrievereins hätten schon „einen dicken Hals“.

Beirat Ralf Eigenbrodt, Geschäftsführer des Verpackungsunternehmens „Kisten Jansen“, fügt hinzu: „Wir brauchen für unsere Arbeit zeitgemäße, schnellere Leitungen.“ Er hat Glück, seine Firma liegt an der Raiffeisenstraße und damit im Bereich des Glasfasernetzes von Net Cologne. Viele andere Unternehmen und Privathaushalte werden aber wohl leer ausgehen.